Kennst du Dostojewskis “Idiot”? Der war klug, hatte aber keine Ahnung wie Menschen funktionieren und geriet von einem Problem ins andere. In seine Unfähigkeit konnte ich mich gut hineinversetzen. Es ist eine Welt voller Menschen. Leute, die “sozial geschickt” sind, scheinen es so viel leichter zu haben, sind beliebt, erfolgreich, glücklich. Was macht sie aber “sozial geschickt”? Warum sind manche Menschen sympathisch und andere nicht? Was ist Sympathie überhaupt? Was Attraktivität? Ich hatte gerade in meinen Teenager-Zeiten und frühen 20ern keine Ahnung - dabei dreht sich in dieser Zeit so unglaublich viel um das Zwischenmenschliche, um Freunde, erste Liebe (ob verschmäht oder nicht) - oder zweite, dritte Liebe. Beruflicher Erfolg ist ebenso eng mit unserer Ausstrahlung und unserer Wirkung verbunden.
Können wir unsere Ausstrahlung ändern?
Können wir Empathie lernen?
Wie wirkt sich das aus?
Dieser Artikel beantwortet viele jener Fragen, die sich fast jeder von uns schon gestellt hat, weil sie derart zentral für unser Leben und jede Erfahrung mit anderen Menschen sind. Die hier verarbeiteten Erfahrungen sind ein großer Teil des Fundaments, auf dem mein heutiges Glück aufbaut. Viele Jahre war ich wirklich nicht zufrieden mit meinem Leben. Überraschenderweise - da bin ich sicher gaaaaanz allein auf der Welt - gab ich die Schuld daran gerne anderen. Soll ja jeder etwas davon haben, wenn wir schlecht drauf sind.
Welcher Anstoß mich in eine bessere Spur gebracht hat und welche Erfahrungen und Einsichten mich voranbringen konnten, findest du in diesem Artikel. Wenn du ihn ganz liest, teile gerne mit mir deine Meinung. Nur so viel, du musst nicht nach Tibet, um dich selbst zu finden. Wär ja auch schräg. Wenn man noch nie dort war, wie soll man sich dort verloren haben? *grübel* Das Einzige, was du für diese Reise brauchst, ist dein Verstand und dein Herz.
Im Laufe der Zeit begegnen uns viele Leute. Mehr Zeit verbringen lieber mit jenen, mit denen es angenehm, interessant und lustig ist. Es gibt immer wieder besondere Menschen, die wie Licht in unser Leben treten, es schöner, heller und freundlicher machen, solange wir in ihrer Nähe sind. Auf ein Treffen mit ihnen freuen wir uns lange im Voraus. Sie geben uns Energie oder Trost. Manchmal alles auf einmal. In schweren, dunklen Zeiten sind sie wie ein Leuchtturm. Du weißt, dass es dort sicher ist und Hilfe gibt.
Fallen dir Menschen ein, die bei dir solche Gefühle auslösen?
Blöd nur, dass es nicht immer so ist, dass interessante Leute auch gerne Zeit mit uns verbringen wollen. Die Wirkung zwischen uns und andern ist nicht immer symmetrisch. Wer kennt nicht das sehnsüchtige “Verknalltsein” beim Heranwachsen. Hat es schon Menschen in deinem Leben gegeben, die du extrem anziehend/interessant gefunden hast, die dich aber eventuell gar nicht bemerkt haben? Das fühlt sich nicht so gut an und wirkt ein wenig unfair. Das war auch ein Punkt, der mich früher extrem gestört hat. Damals wusste ich noch nicht, dass ich selbst dafür sorgen kann, dass sich das deutlich bereinigt und deutlich symmetrischer wird. Aber früher stellte ich mir innerlich ganz laut viele Fragen: Was läuft da überhaupt ab? Ist es möglich die eigene Ausstrahlung zu entwickeln - eventuell sogar so, dass ich auf die Leute interessant und sympathisch ausstrahle, die für mich wichtig sind?
Spoileralarm: Ja, wir können unsere Außenwirkung massiv und ganz gezielt steuern – wie absurd wäre der Artikel sonst auch. *g* Es gibt zum Abschluss dieses ken-Artikels eine genaue Anleitung wie wir Schritt für Schritt unser Inneres entwickeln können, um die maximale Humangravitation aufzubauen. Das Schöne ist, es ist passive Kraft, in dem Sinn, dass sie permanent existiert und keine weitere Energie von uns benötigt. Eben in etwa so wie die Gravitation um einen massereichen Körper. Die ist auch “einfach da”. Du verfügst doch sicher über jede Menge an physikalischen Vorkenntnissen?
Nicht? Oh, oooooh.
Glück gehabt. Brauchst du hierfür natürlich nicht. ,-)
Hast du dich selbst schon einmal gefragt, was da abläuft zwischen dir und anderen Menschen?
Es ist einfach faszinierend. Hier treffen wir auf alte Mechanismen, die wir selbst begreifen und formen können, um unser Leben großartig machen zu können. Im Idealfall ziehen wir dann Menschen (selbst solche, die wir gar nicht kennen und die uns nicht kennen - klingt komisch, ist aber so) an, die wir gerade brauchen und die super zu uns passen.
Natürlich gibt es genauso Personen, mit denen jede einzelne Minute eine Qual ist. Sie saugen uns in Null komma Nix die Lebensenergie aus den Adern. Sie sind im Sinne der Photovoltaik eher wie eine biblische Plage, eine endlos dicke Wolke. Nach 5 Minuten reicht es uns schon lange und nach 10 Minuten überlegen wir krampfhaft, welche Ausrede plausibel wäre, damit wir aus der Situation rauskommen. Diese Leute wirken auf uns nicht angenehm, interessant oder sonstwie positiv, sondern zehren an unseren Nerven - selbst wenn sie gar nichts außergewöhnlich “Ungutes” machen oder sagen. Das Gespräch schneidet wie Draht in unsere Haut. Innerlich geht es uns wie jenem armen Kerl…
Diese Menschen haben eine unangenehme Ausstrahlung. Wir können es oft gar nicht klar sagen, was es genau ist. Aber wir fühlen es mit jeder Faser unseres Organismus. Wir fühlen uns abgestoßen. Es passt einfach nicht!
Ich bin sicher, dir fallen Leute ein, die du in diese Schublade stecken würdest. Eventuell um die Schublade dann zuzusperren und den Schlüssel wegzuwerfen.
Wenn Menschen so unangenehm auf uns wirken und wir mit ihnen Zeit verbringen müssen, dann ist das, als wenn du versuchst zwei Stabmagnete mit den gleichen Polen zusammenhalten. Die stoßen sich bekannterweise ab. Wenn du sie dennoch beisammen halten möchtest, dann musst du diese Abstoßungskraft mit deiner eigenen körperlichen Kraft und Energie mindestens ausgleichen. Gehst du zu einer Verabredung oder einen Termin zu jemanden, der dich so abstößt, dann wird es tatsächlich oft umso abstoßender, je näher das Treffen heranrückt. Manchmal lässt sich aber so eine Situation nicht vermeiden. Müssen wir - z.B. aus Höflichkeit oder weil es die Umstände gerade nicht anders zulassen - mit jemanden Zeit verbringen, der uns abstößt, dann kostet das ganz effektiv und messbar unsere Energie. Es ist anstrengend. Es kann sein, dass wir nach wenigen Minuten, mit einer wirklich anstrengenden Person, richtig fertig und erschöpft sind, so als hätten wir stundenlang hart gearbeitet. Die Kraft wenden wir dafür auf, den starken Impuls abzuhauen, zu blockieren.
Es ist insofern wie Gravitation, denn es wirkt nicht nur auf kurze Distanz. Du musst dir nur die Person vorstellen - und da kann sie gaaaanz weit weg sein - und schon entstehen diese Kräfte. Bewegen wir uns bewusst auf abstoßende Personen zu, wird’s mühsam. Gehen wir von ihnen weg… oh yeah. Wenn du jemanden sehr anziehend findest, dann zieht es dich und deine Gedanken immer wieder zu dieser besonderen Person. Es kostet Energie und ist anstrengend nicht bei ihr zu sein. Wenn du dich auf den Weg zu ihr machst, dann bist du beflügelt und voller Energie. Du lässt dich von der Gravitation tragen bzw. mitreißen.
Es ist deutlich weniger anstrengend, wenn wir z.B. vom 10-Meter-Brett in ein Schwimmbecken springen, als wenn wir zum 10-Meter-Brett hinaufklettern. Beim Springen zieht uns die Gravitation zum Mittelpunkt der Erde und wir lassen sie uns erfassen - und sie ist eine wirklich mitreißende Kraft. Widersetzen wir uns ihr und streben gen Himmel, dann müssen unsere Muskeln ganz schön Leistung abliefern, damit wir vorankommen.
Im Grund ist es seltsam, dass wir derart elementare Kräfte als gewohnte und normale Gefühle wahrnehmen und uns eigentlich kaum bemühen sie besser zu verstehen. Auch das ist ähnlich wie bei der Gravitation. Im Alltag spüren wir die Gravitation der Erde nicht so bewusst, weil wir einfach an sie gewöhnt sind. Dabei zieht sie ständig an uns, als wäre vom Mittelpunkt der Erde ausgehend ein sehr spezielles Gummiband an uns befestigt. Unser Körper ist seit unzähligen Zeiten darauf ausgerichtet, sich dieser Kraft zu widersetzen und sowohl das Skelett, Sehnen als auch Muskeln sind so gestärkt, dass wir die Gravitation im Alltag - solange wir uns horizontal zu ihr bewegen - eigentlich nicht wahrnehmen. Sie ist einfach schon immer da und deswegen nichts Neues. Unser Bewusstsein existiert schließlich, um sich mit Neuem zu befassen - primär wenn es bedrohlich oder nützlich zu sein scheint. Und praktisch alles ist neuer als die Gravitation.
Vielleicht denkst du dir jetzt: “Was zur Hölle hat das jetzt mit den zwischenmenschlichen Kräften zu tun?”
Aber ich denke, dass du zumindest eine gute Intuition dazu hast, dass es hier starke Gemeinsamkeiten gibt. Wenn du schon andere Texte von mir gelesen oder Vorträge gesehen hast, dann weißt du, dass es mir wichtig ist, Menschen nicht nur nackte Erkenntnisse oder Erfahrungen hinzuwerfen. Es ist leicht mit ein paar sensationellen Fakten zu begeistern und mit spektakulären Geschichten zu packen. “Der beste Supercomputer der Welt ist so leistungsstark wie ein Gehirn - das Gehirn einer Stubenfliege. Allerdings nur, wenn die Fliege im Tiefschlaf ist.” Oh, WOW - wär hätte das gedacht. Solche Fakten sind eingängig. Damit verkauft man gut. Sowas ist unterhaltsam und wir haben das Gefühl etwas gelernt zu haben. Doch anwenden können wir es dann noch lange nicht. Mir hat das Verständnis der Humangravitation so unfassbar in meinem Leben geholfen, egal ob beruflich oder privat. Wenn du dir ein paar Dinge praktisch mitnehmen kannst, dann freut mich das gewaltig!!!
Ich schildere dir deswegen zwar zentrale persönlichen Erfahrungen, aber gleichzeitig die Hintergründe, die es mir selbst möglich machten meine zwischenmenschlichen Themen soooo viel besser auf die Reihe zu bekommen. Es geht primär um das „besser werden“, nicht um das „perfekt sein“ – wie immer so etwas aussehen würde. Ich bin überhaupt nicht begabt, was die zwischenmenschlichen Fähigkeiten angeht. Das hast du dir vermutlich schon gedacht. Warum würde sonst jemand derart viel Energie in die Erforschung solcher Themen stecken.
Es ist schade, dass du mich mit ca. 20 Jahren nicht gekannt hast, mit all meinen gewaltigen Schwächen, Unsicherheiten und Defiziten - nicht, dass ich heute keine mehr hätte. *g* Heute will es mir kaum noch wer glauben, was ich da alles im Rucksack an Persönlichkeitsproblemen mit mir herumgeschleppt habe:
Kein Selbstvertrauen
Angst vor Leuten zu reden
keine Verbindung zu Leuten herstellen können
nicht verständlich vermitteln zu können
usw.
Ein wahrer Blumenstraus an Unzulänglichkeiten. Daher stammt natürlich die große Motivation für die Erforschung dieser Dinge.
Die Humangravitation ist ein Werkzeug. Wer sie versteht, versteht wahnsinnig viel über den und die Menschen - vor allem über sich selbst. Dabei ist sie im Kern einfach aufgebaut. Sie wirkt auch nicht nur beim Menschen. Dieses Modell erklärt sämtliche Anziehungskräfte zwischen allen Organismen und sogar darüber hinaus. Es gibt im Grunde zwei Grundkräfte, die sehr einfach zu verstehen sind – Sympathie & Attraktivität. In Summe sehen wir uns am Weg durch diese Kräfte aber drei Ebenen an.
Werte
Interessen
Ressourcen
Über diese Ebenen verbindest du dich nämlich mit anderem zu einem WIR.
Du weiß ja, wie sich Sympathie anfühlt. In Veranstaltungen habe ich oft eine Übung gemacht und in Gruppen diskutieren lassen, was denn hinter diesem Gefühl steckt? Wieso gibt es dieses Gefühl? Was ist das Wesen der Sympathie? Was ist seine Funktion? Warum verändert es sich manchmal in Bezug auf einen Menschen? …
Was meinst du? Sind das schwierige Fragen? Naja, ich gebe den Leuten ja auch ca. 40 Minuten sie zu beantworten. ;-) Wenn du noch mehr von diesem Text profitieren möchtest, dann nimm dir ein paar Minuten und beantworte die Fragen oben für dich selbst.
Es sind viele Fragen und sie sind so alt wie wir Menschen selbst. Die Antwort bzw. der Kern der Antwort ist gar nicht so schwer. Sympathie soll jene Menschen zusammenbringen, die einen gemeinsamen Weg haben und die auf die gleiche Art und Weise gehen.
Das ist eine der ersten schematischen Darstellungen, die ich verwendet habe, um die Humangraviation zu veranschaulichen. Sympathie beinhaltet nämlich zwei Aspekte, die beide dieses Gefühl speisen. Deswegen fühlt sich Sympathie nicht immer gleich an. Wenn du diese Themen gut verstehst, dann wird dir rasch klar werden, wie du ganz konkret und relativ rasch deine innere Substanz und damit deine Außenwirkung entwickeln kannst.
Wichtig: Unsere Wahrnehmung von anderen Menschen sind reine Konstruktionen. Basis dafür sind unsere Sinneseindrücke von ihnen und was diese bei uns an Erinnerungen, Vorstellungen, Vorurteile, Sehnsüchte, etc. auslösen. Deswegen können wir in anderen Menschen nichts erkennen, was nicht in uns selbst existiert. Wenn du keine Eifersucht kennst, wie willst du diese bei jemand anderem erkennen? Wir projizieren also unser Inneres auf unser Gegenüber, um es einschätzen zu können.
Ich persönlich habe oft arrogant geschmunzelt, wenn im Studium jemand über die Wichtigkeit von Werten gesprochen hat. Ich dachte mir: “Ja, klar. Red es dir nur ein. Das ist weichgewaschenes BlaBla – erzähl das den Soziologen.” Tja, im Studium hat man von vielen Sachen keine Ahnung. Von der praktischen Bedeutung vieler Dinge oft am allerwenigsten. Zumindest war mir meine recht weitgreifende Unwissenheit damals schon klar und ich betrachtete das Studium als Möglichkeit viele verschiedene Perspektiven zu lernen, wie man Situationen und die Welt betrachten kann. Je mehr Perspektiven, umso höher die Chance, dass unsere Sicht auf die Welt nicht zu einfach ist, um das Wesentliche zu erkennen. Welch unmittelbare und kraftvolle Wirkung Werte haben, war nicht nur mir nicht klar. Ich begegne heute immer noch äußerst wenigen Menschen, die verstanden haben, welche Macht in ihnen liegt.
Wenn du eine starke Ausstrahlung haben möchtest, dann geht das nicht ohne starke, klare Werte. Logischerweise sprechen wir hier von inneren und nicht materiellen Werten. Werte definieren, wofür wir im Leben stehen. Sie zeigen sich in all unseren Handlungen. Du kannst Handlungsprinzipien zu ihnen sagen. Und ich rede hier nicht von Schönwetterwerten, die wir uns gerne selbst zuschreiben. Unternehmen machen das auch irrsinnig gerne. Da stehen dann so Leitsätze in den Leitbildern:
“Wir helfen einander.”
“Vertrauen prägt unseren Alltag.”
“Unsere Mitarbeiter sind das Wichtigste.”
Das sind schöne Sätze und grundsätzlich auch gute Werte. Allerdings ist Vertrauen kein Wert sondern die Folge der Einhaltung von Werten. Diese Art von Leitsätzen bezeichne ich manchmal provokant als Schönwetterwerte, weil sie zumeist nicht mehr gelten, sobald ein paar graue Wolken im Alltag aufziehen. Ganz schnell schaut jeder nur noch auf sich selbst. Werte, die nicht unter Stress und Druck aufrecht bleiben, sind keine Werte!
Verstanden habe ich die Macht der Werte erst, als ich mich mit den Neurowissenschaften befasste und die Theorie zur Entstehung der Werte auf ihrer Basis entwickelte, natürlich angelehnt an alle die genialen Forschungen, die bereits existierten - das ist ja immer so. Als Wissenschaftler stehst du immer auf den Schultern von Giganten, die über Jahrtausende bereits Wissen aufgetürmt haben.
Komm kurz mal mit und pack deinen Delorean ein. Zur Veranschaulichung des Nutzens von Werten gehen wir 20.000 Jahre in der Geschichte zurück. Stell dir einfach vor, wir sind mit drei anderen Stammesmitgliedern unterwegs, um ein paar Beeren zu sammeln. Wir wollen ein wenig Nachtisch fürs Abendessen. Vielleicht sind wir auch Vegetarier, weil wir total progressive Urmenschen sind. Wir gehen jedenfalls gut gelaunt über die Steppe, deren lange Gräser im sanften Licht des Spätnachmittags wogen. Dabei grölen wir munter vor uns hin und bewundern, wie schön sich der Wald vor uns an die Steppe schmiegt. In diesem Moment tritt ein riesiger Säbelzahntiger aus diesem Wald heraus. Die Schönheit der Szenerie zerfließt in der Flut des einströmenden Adrenalins. Die Angst legt ihre eisernen Arme um unseren Brustkorb und presst uns die Luft ab. Jedem in der Gruppe ist klar, dass wir diesem kraftstrotzenden Tier, dessen Schulter wesentlich höher sitzt als unser Kopf, nichts entgegenzusetzen haben – sollte es uns entdecken. Apropos Kopf. Hier sieht man schön, wie gewaltig die Säbelzähne in Relation zum Tigerkopf waren.
Instinktiv bleiben wir stehen und gehen hinter etwas höheren Gräsern in Deckung. Da streckt der Säbelzahntiger die Nase in die Luft. Langsam dreht er seinen Kopf in unsere Richtung. Dreck!!! Wir haben Rückenwind!!! Der Geruch unserer Körper tanzt auf den Schwingen des Windes und wird direkt zu diesem gefährlichen Tier getragen. Der Tiger blickt nun in unsere Richtung. Seine Augen fixieren uns. In diesem Moment spannen sich seine Muskeln und er sprintet in unsere Richtung los.
Guter Rat ist teuer und ein sicheres Versteck nicht in allzu nah. Da sich der Tiger wohl für eine Debatte zum friedlichen Umgang zwischen den Arten nicht erwärmen lassen wird, nehmen wir Reißaus. Unsere Gruppe läuft auf eine Rettung versprechende Felsennische zu. Diese ist nur leider ein gutes Stück weg. Jedem von uns ist klar, dass dieses zahnbewehrte Untier uns einholen wird, bevor wir das schützende Ziel erreichen. Was dann passiert, braucht nicht viel Phantasie.
Um diese Situation zu überleben, ist es nicht notwendig der Schnellste zu sein, doch auf keinen Fall sollte man der Langsamste in der Gruppe sein. Den Letzten beißen nicht nur die Hunde. Auch Säbelzahntiger machen da keine Ausnahme. Auf einmal hat Ikpig einen Einfall. Da er nicht weiß, ob er nicht der Langsamste ist und damit Gefahr läuft zum Abendessen des Tigers zu werden, stellt er Ukbuk, der neben ihm läuft, das Bein. Dieser hat das überhaupt nicht erwartet, geht hart zu Boden, überschlägt sich mehrfach und fällt sofort weit hinter der Gruppe zurück. Damit ist klar, wer zur Beute des Tigers wird und damit auch, dass die anderen den Angriff überleben werden. Nun könnte man sagen: „Clever gelöst.“ Der Erfolg, sein - und auch unser - Überleben, gibt Ikpig Recht. Oder?
Wie schaut es aber aus Sicht der Werte aus? Was meinst du? Ich denke, da müssen wir nochmal ein wenig draufschauen.
Bei der Rückkehr erfährt der Stamm vom Angriff. Im Stamm hätte jeder verstanden, wenn der Langsamste dem Tiger zum Opfern gefallen wäre. Das ist der Lauf der Natur. So ist es immer gewesen. Nun kommt auf, dass Ikpig seinem Stammesbruder ein Bein gestellt hat. Ukbuk wäre vielleicht der Langsamste gewesen, doch nicht seine Fähigkeiten entschieden über sein Schicksal – Ikpig hat dies getan - so nachvollziehbar seine Gründe sein mögen. Wie kann der Stamm nun reagieren? Beispielsweise könnte er die Tat tolerieren, weil Ikpig es so verkauft, dass er die anderen der Gruppe mit seiner Tat gerettet hat und da die Überlebenden vielleicht Dankbarkeit dafür empfinden noch zu leben, Ikpig sogar unterstützen. Dass jeder von ihnen ebenso dieser Tat zum Opfer hätte fallen können, ist ihnen womöglich noch nicht bewusst oder sie verdrängen es. Gut, gehen wir einfach einmal davon aus, das Stammesoberhaupt entschließt sich dazu keine Konsequenzen zu setzen, mit einem quasi österreichischen: „Interessante Strategie, Ikpig. Passt schon.“
Wenn man „wertlose“ Handlungen toleriert,…
Ein paar Tage später geht wieder eine Gruppe Wasser holen. Es müssen gar nicht die gleichen Leute sein. Sie waren in jedem Fall bei der Ergebnisbesprechung nach dem letzten Angriff dabei. Der Säbelzahntiger hat, von neuem Hunger beseelt, schon auf sie gewartet und attackiert die Gruppe. Immerhin hat Ukbuk äußerst gut gemundet und zudem ist es ein großer Bonus, dass diese Menschentiere so nett sind und sogar immer ein Exemplar liegenlassen, damit der Säbelzahntiger sich nicht zu sehr mit Laufen verausgaben muss. Kein anderes Tier hat jemals so etwas getan.
Als die Stammesmitglieder dieses Mal weglaufen, haben sie im Hinterkopf plötzlich das Bild von jemanden, der ihnen ein Bein stellt – schließlich wurde es bei Ukbuk toleriert. Aus Angst selbst davon getroffen zu werden, weichen sie abrupt auseinander und blicken sich ängstlich nach den anderen um. Algita, einer der schnellsten Läufer des Stammes, hakt dadurch bei einem Ast am Boden ein und bricht sich beim Sturz das Bein. Impetka erschrickt von der plötzlichen seitlichen Bewegung von Algita, die er im Augenwinkel sieht. Er dachte, Algita versucht ihm das Bein zu stellen, da in seinem Kopf natürlich auch diese Angst seit jenem Tag zumindest semi-bewusst verankert ist. Er weicht aus Angst davor das Bein gestellt zu bekommen zu stark von seinem Freund zurück, streift einen Busch, gerät aus dem Gleichgewicht und stürzt ebenfalls. Zum großen Glück der anderen ist es nur ein einzelner Tiger, der sich zuerst Impetka schnappt und dann in aller Seelenruhe Algita von den Schmerzen seines gebrochenen Beines erlöst. Die anderen rappeln sich auf und retten sich in den Wald. Das war nun nicht mehr schwer, nachdem der Tiger zwei Opfer hatte, um die er sich kümmern musste.
Die Stammesmitglieder wurden zwar von einem Tiger angegriffen, doch ab dem Moment des Angriffs sahen sie auch in ihren „Verbündeten“ potentielle Feinde. Wenn man das Beinstellen toleriert, was hindert den Nebenmann daran uns nun nicht das Gleiche anzutun? Es bedeutet, dass in einer Notsituation nur das eigene Wohl zählt und alles erlaubt ist, dieses zu bewahren - selbst die anderen in der Gemeinschaft zu opfern. Inwiefern man hier von einer Gemeinschaft sprechen kann? Das zu bewerten überlasse ich dir. Du wirst dir denken können, wie ich das sehe.
Nun stell dir noch vor. Keiner der Stammesmitglieder, die beim zweiten Mal angegriffen wurden, hätte jemand anderem das Bein gestellt. Niemand hatte das vor - auch wir zwei nicht. Unsere Werte waren alle vollkommen rein. Es reicht jedoch alleine das Bild im Kopf, dass es jemand tun könnte – ein kleiner Riss im Vertrauen – und das WIR zerspringt, wenn der Druck bzw. die Angst zu groß werden. Somit hat das wertlose Verhalten von Ikpig bereits mehrere Opfer gefordert und Ikpig war hier gar nicht mehr selbst dabei und niemand der Anwesenden ist wertetechnisch schwach.
Du hast recht, wenn du denkst: „Eigentlich hätte das Stammesoberhaupt reagieren müssen, damit das WIR wieder gestärkt ist und so etwas nicht geschieht.“
Die Gruppe müsste geschlossen solche Wert-Verletzungen sanktionieren. Jemand, der die Gruppe und ihr Überleben derart gefährdet, kann nicht länger Teil der Gruppe sein. Viele Völker hätten Ikpig getötet oder verstoßen, sodass er gezwungen wäre alleine zurecht zu kommen. Andere Völker hätten den Wertlosen ein Stigmata verpasst, sodass jeder sehen kann, dass man dieser Person nicht trauen darf. Bestraft die Gemeinschaft so eine Handlung nicht im Kollektiv, dann ist die Führung gefordert. Bleibt diese ebenfalls untätig, trägt sie die Konsequenzen für den weiteren Zerfall der Werte, der damit bereits vorprogrammiert ist.
Wenn Werte wie Zusammenhalt, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Einsatzbereitschaft, etc. nicht auf hohem Niveau gelebt werden, dann verlieren menschliche Beziehungen (auch Teams/Organisationen) den allergrößten Teil ihrer Stärke und Möglichkeiten – sie zerfällt in egoistische Individuen. Es ist wie eine Mauer ohne Zement zwischen den Steinen. Sie wird schwach, anfällig für Druck. Menschen müssen sich dann immer mehrere Pläne überlegen, weil sie nicht auf die Leistung und Ehrlichkeit der anderen vertrauen können. Es läuft Energie in die eigene Absicherung. Sie werden argwöhnisch und fangen an einander zu misstrauen, Informationen vorzuenthalten, um anderen keinen Vorteil zu verschaffen, der sich gegen sie wenden könnte, usw. Die eigene Absicherung bindet viel der eigenen Energie und der Fokus geht vom Wir ins Ich – das Wir wird geschwächt bis hin zum Zerfall.
Dabei bietet ein echtes Wir geniale Möglichkeiten. Wenn du ein echtes Wir mit 5 anderen Menschen hast. Wir würden es wohl “echte Freundschaft” nennen, dann erweiterst du dich über diese anderen Menschen. Du kannst an mehreren Orten zugleich sein. Du verfügst über ein Vielfaches an Fähigkeiten und Kraft. Wenn dich diese Menschen super gut kennen und wissen, dass du dich sehr für z.B. besondere Schals interessierst, dann werden ihnen - selbst wenn sie diese eigentlich nicht so interessant finden - besondere Schals (sofern du ausreichend vermitteln konntest, was diese ausmacht) auffallen, wenn sie durch die Welt marschieren. Du bekommst von ihnen Informationen, wo sie so etwas gesehen haben. Eventuell schenkt dir einer von ihnen sogar so einen. Du nutzt ihre Augen! Und sie nutzen deine, wenn du dich für ihre Bedürfnisse interessierst. Die Dinge, die dir besonders wichtig sind und die du besonders brauchst, werden auch in ihren Köpfen sein - sofern ihr eine so ehrliche und direkte Beziehung habt, dass dieser Austausch passiert. Und es ist dann nicht so, dass du den anderen sagst, sie sollen Ausschau halten. Wir reden einfach darüber, was den anderen beschäftigt, weil wir uns wichtig sind, weil wir füreinander da sein wollen, weil wir uns sympathisch sind, uns sehr schätzen - die Humangravitation einfach ihr Ding macht, super-salopp gesagt. Wir denken füreinander mit. Wir halten die Augen füreinander offen. Wir unterstützen uns mit unseren Fähigkeiten. Das Wir ist damit viel mehr als die Summe der Ichs. Aber es muss ein echtes Wir sein. Dann wird es quasi zu einem emergenten Meta-Wesen.
Je stärker und klarer wir unser Ich dafür befähigen starke Wirs bilden zu können, umso mehr wirkt die Humangravitation positiv auf unser Leben ein.
Ohne Werte können sich keine starken Gemeinschaften bilden. Und nichts anderes sind echte Beziehungen – egal ob es zwei Menschen sind oder tausende, wobei dies bei Menschen keine natürliche Größe für Beziehungen ist. *g* Natürlich ist es auch ohne Wertebasis möglich sich zusammenzuschließen, um gemeinsam z.B. einen Job zu erledigen. Das ist dann eine Nutzen-Beziehung. Die ist für gewöhnlich halt etwas mühsam. Wenn es nur für kurze Dauer und mit wenigen Berührungspunkten ist, dann kann es dennoch gut ausgehen. Aber große Projekte, langjährige Zusammenarbeit auf hohem Niveau sind genauso unmöglich wie wirklich großartige, nährende Beziehungen. Werte sind das Fundament für wirklich starke Beziehungen. Je mehr Werte ich habe, umso weniger Papier benötige ich für Verträge. Früher war ein Handschlag etwas wert. Wer würde heute noch wichtige Abmachungen mit Handschlag besiegeln? Aber stell dir vor, was für ein Wettbewerbsvorteil hinsichtlich Geschwindigkeit und Kosten das bedeuten würde.
Dabei gibt es nicht „die richtigen Werte“. Es geht darum, dass man in einer Gemeinschaft diese Werte teilt und sich darauf verlassen kann, dass alle diese einhalten. Theoretisch könnte es in einer Gemeinschaft so sein, dass jeder alles mitnehmen kann, was andere herumliegen lassen. Eventuell hat sich dieser Wert gebildet, weil Ressourcen extrem beschränkt waren und es stehlende Tiere gab. Und bevor es die Tiere klauen, bleibt es zumindest in der Gemeinschaft, wenn einer der anderen Menschen es wegnimmt. Dann wäre etwas, was wir wohl als Diebstahl sehen würden, ein akkurater Wert. Vermutlich würde dann auch nichts mehr liegen gelassen werden. Jene, die Herumliegendes nicht mitnehmen, würden bestraft.
Werte sind immer Verhaltensprinzipien, die das langfristige Funktionieren und Überleben einer Gruppe absichern soll. Durch sie erhalten sie eine Stärke, die weit darüber hinausgeht, was möglich wäre, wenn in jeder Situation immer alle Möglichkeiten durchdacht werden müssten. Es sind Verhaltensgesetze und diese sollten gut, sinnvoll und für alle nachvollziehbar formuliert sein.
Werte: Ich weiß, wie du handelst
Du kennst sicher Leute, die ganz ähnlich ticken wie du. Sie haben eine Auffassung von richtig und falsch, die deiner sehr ähnlich ist. Diese Leute sind uns für gewöhnlich sympathisch. Ihre Art und Handeln fühlt sich für uns richtig an. In so einer Gemeinschaft gibt es ein „richtig“ und „falsch“.
Ein riesengroßer Vorteil ist, dass du genau weißt, wie andere Personen in Situationen handeln werden. Du kannst bei solchen Menschen, die dir sehr ähnlich sind, quasi in die Zukunft blicken. Du wirst selten von ihren Handlungen überrascht. Damit weißt du , was du in der Situation machen kannst, sodass es zu deren Handeln passt. Die Abstimmung ist unkompliziert und intuitiv. Teilen wir die gleichen Werte, wird unser Verhalten vorhersagbar. Das klingt für manche nicht positiv. Es wird immer wieder einmal Überraschungen geben, die aus anderen Ecken unserer Persönlichkeit bestimmt werden. Doch es macht das Zusammenleben, die Kommunikation und alles andere, was das Wir stark macht, besser. Bei einigen Dingen verständigen wir uns wortlos, weil wir hier quasi synchron ticken. Wir sprechen hier ja gerne von einer gemeinsamen Wellenlänge. Das ist im Sinne der Humangravitation nicht so weit hergeholt. Es sind halt Gravitationswellen. ;-) Ab einem gewissen Schwellenwert an Gemeinsamkeit in diesem Bereich bekommt die Zusammenarbeit bzw. das Zusammensein eine eigene Qualität. Alles fühlt sich viel runder, flüssiger und besser an.
„Wie du tickst…“ ist etwas, was wir über die Zeit lernen. Je mehr sich die Leute von uns selbst unterscheiden, umso mehr Erfahrungen wird es brauchen, die wir reflektieren müssen, bis wir verstehen, wieso diese so handeln, wie sie es eben tun. Letztlich versuchen wir unbewusst (manchmal auch bewusst) herauszufinden, welche Werte andere Menschen haben, was sie wollen und was sie können. Das sind schließlich auch die Ebenen der Humangravitation.
Um das herausfinden zu können, bleibt uns nur die Menschen zu beobachten und ihnen zuzuhören. Wobei es einige Menschen gibt, die viel reden und doch sagen sie kaum etwas, was uns echte Anhaltspunkte gibt. Über die Jahre hat es sich so ergeben, dass ich persönlich die Nähe von Vielrednern meide. Ich lebe eher nach dem Motto: Was die Leute sagen, füllt Bände. Was die Leute tun, spricht Bände.
Heute schaue ich mir genau an, wie sich die Zusammenarbeit mit Leuten anfühlt. Wenn die Leute aktiv und klar sind, Entscheidungen treffen, dann lernt man sie sofort kennen. Wenn du Menschen schnell gut kennen lernen willst, dann mach etwas, bei dem auch Stress und Herausforderung ein Thema ist. Wie gehen sie damit um, wenn es um “meins und deins” geht? Je höher der Stress- und Verlockungsfaktor ist, umso mehr kommen unsere Eigenheiten zum Vorschein. In einem gemütlichen Gespräch können schnell die Leute mal gut blenden. Darum lieber gleich mal schauen, was wirklich Sache ist. Damit spart man sich eine Menge Lebenszeit. Da Zeit das einzig wirklich begrenzte Gut ist, ist es eine riesen Sache, wenn wir durch diese Vorgehensweise dafür sorgen, nicht zu viel Zeit in den Sand zu setzen.
Je mehr sich jemand von uns unterscheidet und je schlechter wir jemanden dadurch verstehen, umso öfter wird es Missverständnisse geben, umso öfter werden wir Dinge tun, die dem anderen missfallen (und umgekehrt) – mag es von uns noch so gut gemeint sein. Es kommt jedes Mal zu einem kleinen Missfallen, der zum Streit wird oder als stiller Vorwurf in den Hallen unseres Verstandes einnistet – und eventuell bei einem späteren Streit als Munition wieder hervorgekramt wird: „Aber damals hast DU…“
Im Grunde ist es kein Problem, wenn es ab und an zu Missverständnissen kommt. Diese Reiberein können helfen einander besser zu verstehen. Wenn man sich gern hat und bei solchen Problemen einfach fragt:
„Warum hast du das gemacht?“,
dann erklärt sich der andere. Ich lerne ihn besser kennen und das nächste Mal wird die Person es anders machen, weil ich ihr vermittle, dass das so für mich nicht passt. Eventuell passt es eh und ich war nur überrumpelt, usw. Ihr kennt ja alle unsere inneren Befindlichkeiten, die in so Konflikten hochpoppen. Je ehrlicher man diese anspricht, umso rascher und unproblematischer lösen sie sich auf. So bringt einen jeder Streit nur etwas näher zusammen – sofern die Basis an sich stark genug ist.
Es gibt nach unten auch einen Schwellenwert. Wenn wir zu wenig gemeinsam haben, dann wird einem schnell klar, dass das Ganze die Mühe nicht wert ist. Die Gesamtanziehung, die ja auch noch aus den in Kürze erklärten Faktoren besteht, muss stark genug sein, damit wir über diese Missverständnisse stärker zueinanderfinden. Denn ein paar Unterschiede sind ja per se logisch, bei einem Ideal-Wir. Sonst würden wir ja mit einem perfekten Klon von uns selbst die ideale Beziehung führen. Ganz ehrlich, das spricht mich - bei aller Selbstliebe - nicht an. Da musst du schon ein ausgewachsener Narzist sein, um da Interesse daran zu haben. *g* Wie langweilig wäre das, da ja beide exakt das Gleiche wissen, denken und fühlen.
Eine starke, gemeinsame Wertebasis macht es viel, viel einfacher sich richtig gut kennen zu lernen. Es gibt weniger Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten, gerade zu Beginn. Nicht nur in Liebesbeziehungen gibt es die rosarote Brille. Die findest du überall. Bei Freundschaften, in der Arbeit, etc. Hier verstärkt sich die Wahrnehmung der besonders tollen Eigenheiten meines Gegenübers und die Fehler blende ich aus oder verkleinere ich. Das ist übrigens ein cleverer Mechanismus. Für gewöhnlich ist unser Hirn nämlich eher der Fehlersucher. Wenn ich mich aber immer auf das Schlechte fokussiere, dann würde ich nie jemanden anziehend genug finden, um mich zu binden - und wir wären schon längst ausgestorben. Dank der rosaroten Brille ist ein Start in die Beziehung leichter. Dadurch wird mehr Energie in konstruktive, geteilte Aktivitäten gelenkt als in diesen Reibereien verbraten.
Wenn wir schon einige schöne gemeinsame Erfahrungen haben und viele positive Seiten der Person kennen gelernt haben, dann öffnet sich das Gehirn auch für die weniger passenden Themen. Unser Inneres wägt immer ab, ob sich eine Beziehung “auszahlt”. Wenn die negative Seite der Waage schwerer ist, dann wird sich die Beziehung auflösen. Wenn die positive Seite überwiegt, bleibt sie bestehen - wie aktiv auch immer. Indem wir zuerst auf die positive Seite raufschaufeln, dank der rosaroten Brille, haben wir mehr Zeit eine fundiertere Diagnose zu stellen. Ich weiß, das klingt kühl, aber alle unsere Mechanismen sind letztlich dazu da, dass wir überleben und uns weiterenwickeln. Wichtig ist doch unser subjektives Erleben. Und das ist durch unsere Gefühle doch wirklich eine schöne Sache. Und - um die Werteebene zu fundieren - es ist eben effizienter und gleichzeitig schöner, wenn wir mit Menschen durchs Leben gehen, die eine ähnliche Wertehaltung haben, wie wir. Deswegen hat die Natur es so eingerichtet, dass unser Organismus darauf achtet, wie die anderen ticken und sich lieber für Menschen erwärmt, die ähnlich ticken wie wir. Es ist schlicht funktionaler und deswegen belohnt uns unser Organismus mit schönen Gefühlen für Menschen, die uns werttechnisch ähnlich sind.
Das Einschätzen von Personen ist entsprechend viel einfacher, wenn wir wissen, nach welchen Grundwerten sie agieren, sofern sie welche besitzen. Können wir gar keine Werte erkennen – so lehrt uns die Erfahrung und Geschichte – handelt es sich um Menschen, die ihren Zielen und Eigeninteressen höchste Priorität geben und in der Situation entsprechend ihr Verhalten anpassen. Das Verhalten dieser Menschen ist, wenn ich ihre Ziele kenne, ebenfalls sehr einfach vorherzusagen. Entsprechend kannst du die Menschen, natürlich vereinfacht, durchaus ein wenig in Schubladen stecken, um für dich besser abschätzen zu können, wie viel Vertrauen du in sie setzt und wie du mit ihnen umgehen solltest.
Werteorientiert: z.B. Ich stehle nicht!
Es gibt nun keine Situation, in der diese Person stiehlt. Darauf kann man sich zu 100% verlassen. Selbst in größter Not wird sie andere Wege suchen bzw. eine Gegenleistung anbieten, um etwas zu bekommen, das sie unbedingt benötigt. Selbst wenn niemand davon erfahren würde und es ihren Interessen noch so dienlich wäre – diese Person stiehlt eben nicht. Massive Werte sind etwas, auf das du entsprechend immer vertrauen kannst. Der Umgang mit diesen Personen ist leicht und immer gut vorhersehbar. Sie handeln immer ihren Werten entsprechend. Du brauchst keinen Plan B.
Ziel- & Werteorientiert: Ich stehle nicht – außer wenn es sein muss!
Hier sind wir schon etwas verhaltensflexibler. Diese Person stiehlt im Normalfall nicht. Wenn eine Gelegenheit überaus günstig ist, auf diese Weise etwas zu bekommen, was ansonsten schwer oder gar nicht zu erlangen ist, dann fängt die Person schon ein wenig zu überlegen an. Ist es ein Gegenstand, der sehr wichtig für sie ist, wird sie wohl zugreifen. Das ist der breite Graubereich. Manche greifen halt früher zu als andere. Solange sie jedoch zugreifen, sind sie nicht eindeutig werteorientiert. Hier musst du gut beobachten. Du kannst ja kleine Proben generieren, um zu sehen, ob die Menschen verlockende Situationen zu ihrem Vorteil nutzen. Wenn ja, dann weißt du nun schon, dass du sehr genau darauf achten musst, dass es eben keine Verlockungen gibt bzw. die Person nicht unter persönlichen Druck gerät. Hier schafft die Gelegenheit Diebe.
Zielorientiert: Ich will eigentlich nur meine Ziele erreichen - also, natürlich stehle ich!
Hier stehen keine lästigen Werte im Weg. Wenn sich Gelegenheiten bieten und die Gefahr erwischt zu werden oder die Konsequenz daraus gering ist, dann ist schon weg, was da herumliegt. Menschen, die rein auf ihre eigenen Ziele schauen, sind wesentlich freier in ihrem Handeln. Ihre Entscheidungen richten sich nicht nach höheren Leitsternen und -motiven aus. Allerdings werden sie dennoch nicht ständig Aktionen ausführen, die andere schädigen, da ihr Ansehen und das Vertrauen in sie sehr schnell stark erschüttert würde. Das würde sie schädigen (stigmatisieren) und somit ist die Tatsache, dass wir in einer Gemeinschaft leben, ein gewisser Schutz. Wer würde denn mit Herrn Z noch etwas unternehmen, planen und arbeiten, wenn jeder weiß, dass dieser jeden übervorteilen würde, der die Gelegenheit dazu bietet? So unterbinden die gesellschaftlichen Normen solange das egoistische Handeln - solange es Zeugen gibt. Lügen und Verleumdung sind natürlich gern genutzt Werkzeuge dieser Menschen, um andere schlecht aussehen zu lassen und von sich abzulenken.
Starke Werte für starke Bande
Werte sind wie der Kit in der Gemeinschaft - also nicht das Auto von Michael Knight -, sondern die bindende Substanz. Sie halten uns zusammen, wenn der Sturm kommt. Gleichzeitig sind die Werte eine klare, teilweise aber unausgesprochene Vereinbarung, wie wir uns zueinander verhalten.
Sie schaffen Orientierung.
Sie ermöglichen eine großartige Effizienz.
Sie sind die Grundlage für Vertrauen.
Ohne sie sind keine höherwertigen Beziehungen möglich.
Früher hatte ich definitiv keine klaren Werte. Das ist insofern kein Wunder, wenn ich die Tendenz dazu hatte über diese zu lachen. Wobei, es stimmt nicht so ganz. Da waren Werte, denn ansonsten hätte ich kaum so oft ein schlechtes Gewissen gehabt. Dieses ist ja unser inneres Werte-Radar, das sich meldet, wenn unser Verhalten unsere Werte verletzt. Wie jeder andere auch, habe ich mein Gewissen geprüft, bevor ich was machte, aber mir war nicht vollkommen klar, worauf es anschlug.
Was ist mein Richtig und was ist mein Falsch?
Dies ist der erste zentrale Aspekt für unsere Außenwirkung!
Wenn du als starke Persönlichkeit wahrgenommen werden willst, dann überlege dir, für was du stehen willst. Formuliere für dich ganz klar deine Werte und bleibe ihnen treu – in jeder einzelnen Situation. Du wirst merken, wie rasch die Leute diese innere Stärke und Masse spüren.
Sei dir darüber klar, dass jedes Mal, wenn du gegen deine Werte handelst, du einen Teil deines Selbstwertes zerstörst. Es sind meistens nur Krümel. Wenn wir jedoch oft genug unsere Werte missachtet haben, um schneller an irgendwelche Ziele zu gelangen, dann löst sich der Selbstwert auf. Das ist eine fatale Geschichte für unsere Ausstrahlung. Wir schauen, halten und bewegen uns anders, wenn das geschieht. Wenn dir solche Menschen begegnen, bekommst du ein ungutes Bauchgefühl. Dein Innerstes sagt dir: “Sei auf der Hut”. Intuition kann zwar durchaus falsch liegen, aber entwickelte, reflektierte Menschen haben doch meist ein sehr gut ausgebildetes Bauchgefühl. Denn sie wissen, welche z.B. äußeren Merkmale ihre Vorurteile und damit dieses ungute Bauchgefühl auslösen.
Wenn wir dreimal von einer rothaarigen Person unfair und schlecht behandelt wurden, dann entsteht das Vorurteil schnell, dass rothaarige Personen dazu neigen. Bei den kommenden Kontakten mit rothaarigen Leuten kann dann ein ungutes Bauchgefühl entstehen. Wenn wir klar genug im Kopf sind, um zu erkennen, dass das schlicht nicht logisch und einfach nur ein blöder Zufall ist, dann können wir diese Vorurteile auflösen. Gefährlich sind unbewusste Vorurteile. Die können ebenfalls schnell geschehen, wenn unangenehme oder schmerzliche Situationen nicht reflektiert, also gründlich durchdacht und aufgelöst werden.
Wenn du im Sinne der Humangravitation an dir arbeitest, wirst du automatisch eine bessere Intution und auch Empathie entwickeln. Du wirst rasch erkennen, ob Menschen eher werteorientiert oder zielorientiert sind. Dadurch kannst du deine Beziehungen entsprechend besser steuern und wirst schönere erleben.
Triffst du auf Leute mit ähnlichen, starken Werten, werdet ihr euch superschnell sympathisch sein. „Das ist eine feine, lässige Person.“, werdet ihr voneinander denken. Das heißt aber noch nicht, dass ihr das Gefühl bekommt mehr Zeit miteinander verbringen zu wollen. Angenehm ist jetzt noch nicht soooo interessant. Denn es kann sein, dass ihr keine Themen habt, über die ihr euch austauschen könnt oder wollt. Das ist ja nichts Schlimmes.
Mir begegnen immer wieder super nette Leute, die ich für ihre Art schätze und mit denen es angenehm und mitunter kurz lustig ist, wenn man sich zufällig trifft. Es fehlen jedoch die Gemeinsamkeiten in den Interessen und Themen.
Je nachdem wie alt du bist und was du schon alles erlebt hast, wirst du merken, wie sich deine Interessensfelder verändern, oder? In meinen Teenager-Zeiten war ich großer NBA-Fan (Basketball), schaute super-gern Tennis, (wie ungewöhnlich) spielte oft Computer-Spiele, usw. Mit den Jungs in der Klasse, die ein Interesse teilten, tauschte ich mich gern darüber aus. Da führten wir schlaue Reden, tauschten uns über Ergebnisse aus, lernten eventuell sogar etwas vom anderen, blödelten herum, usw.
Ist es nicht genial, wenn du Leute triffst, die sich ebenfalls gerade für die gleiche Sache begeistern wie du?
Nun kann es aber sein, dass dies der Fall ist, aber diese andere Person hat eine ganz andere Perspektive darauf wie du. Ihr beschäftigt euch mit dem gleichen Thema, nur: Was du gut findest, findet die andere Person falsch oder blöd – und umgekehrt. Dann wird es mühsam und ärgerlich. Ihr interessiert euch zwar für das Gleiche, aber ihr tickt unterschiedlich. Eure Perspektive darauf entsteht aus eurer Einstellung, eurer inneren Haltung – und diese ergeben sich aus euren Werten, die sich wiederum aus der Summe eurer Erfahrungen entwickelt haben. Ihr habt eine große Reibungsfläche.
Euer Innerstes sagt euch sehr rasch: „Mit der kann ich nicht!“. Was soviel bedeutet, dass ein Zusammenarbeiten mit dieser Person sehr schwer wäre, weil sie eben so viele Dinge anders „bewertet“ und entsprechend anders denkt und handelt.
Das Interesse, also die Richtung, würde zwar passen, wenn uns die gleichen Dinge interessieren. Aber das bedeutet offenkundig nicht, dass wir mit jedem gewillt sind den Weg gemeinsam zu gehen, nur weil dieser in die gleiche Richtung führt.
Deswegen ist die Sympathie erst dann so richtig stark, wenn Interessen und Werte auf einen ausreichend hohem Niveau Gemeinsamkeiten aufweisen. Es kann natürlich auch Interessenspakte geben, bei denen wir die Werte außen vorlassen, um die Person zu nutzen, um unsere Ziele zu erreichen. Das wird jedoch natürlich nur jemand machen, der eine starke Ziel- und eine weniger starke Werteorientierung hat. Solche Interessenspakte sind offenkundig recht mühsam, da Missverständnisse und Meinungsverschiedenheiten hier an der Tagesordnung sind – zudem führt dies leicht in eine wachsende Abneigung.
Nun zurück zu den Interessen. Es liegt auf der Hand sich mit Menschen zusammenzutun, die Ähnliches vorhaben. Unsere Interessen bestimmen schließlich, was wir denken und machen. Interessierst du dich für Tennis, dann spielst du das Spiel, bleibst bei der Werbung bei Anzeigen für Tennis-Equipment hängen, verfolgst eventuell im Fernsehen einige Spiele, plauderst mit anderen Interessierten über diese, usw. Wir haben verschiedene Interessen. Früher bezeichnete ich sie als Ziele. Aber das trifft es nicht gut genug. Ziele sollten ja sehr klar beschrieben sein. Ich will in 5 Jahren der Einkaufsleiter der Firma Sockimhut sein und € 80.000 im Jahr brutto verdienen. Ziele sind zeitpunktbezogen und sehr eindimensional.
Wenn ich mir Menschen anschaue, dann gibt es viele, die tatsächlich in Zielen denken und leben. Andere – zu denen ich mich heute zähle, weil ich mit den Zielen nicht so gut klargekommen bin – leben viel mehr für ihre Richtung. Die Richtungen beschreiben sich anders. Wenn du gerne mit Menschen arbeiten willst, dabei deine kreativen Fähigkeiten einsetzen willst, dein Leben dabei zeitlich flexibel halten willst, dann gibt es eine Menge Möglichkeiten, wie du so leben kannst und dadurch viele Ziele, die du in dieser Richtung anpeilen kannst. Du musst es nicht auf ein einzelnes klar definiertes Ziel ausrichten. Das Problem bei Zielen ist unter anderem die Verengung unserer Sichtweise. Das ist ja irgendwo der Sinn vom “Zielen”. Wenn du auf mit Pfeilen auf ein Zielfeld schießt, dann fokussierst du ganz stark genau auf die eine kleine Stelle, die du treffen willst. Ich habe das öfters gemacht und erlebt, weil uns im Studium und in der Gesellschaft so oft gesagt wird, dass wir klare Ziele brauchen. Ich dachte mir, dass die Leute schon wissen werden, wovon sie reden – es sind ja sehr viele. Nur kann es sein, dass du etwas anpeilst und am Weg kommst du drauf, dass etwas anderes besser passt. Dann wechselt du das Ziel, bleibst aber in deiner Richtung. Im Zieldenken wäre es aber ein Scheitern, weil du dein Ziel nicht erreichst.
Wenn du dir ein Blatt Papier nimmst und in der Mitte einen Punkt malst, das deinen Standort repräsentiert und dann dir irgendwo einen Zielpunkt setzt, dann ist doch recht klar, was der Weg ist, oder? Du machst eine Gerade, fokussierst nur auf diesen Weg und brauchst nicht mehr links oder rechts zu schauen. Aber ganz ehrlich, wer weiß schon so genau, was er oder sie wirklich will? Und wenn ich es nicht genau weiß, dann wäre es doch viel wichtiger, dass ich für mehr Optionen und Erfahrungen offen bleibe, als die paar, die mir dieser enge Weg – diese eindimensionale Linie auf mein Ziel hin – offenbart. Nur im Kontakt mit dem Leben, mit Menschen, Situationen und Herausforderungen, finden wir heraus, was sich interessant und gut anfühlt und was eben nicht. Was ist zudem, wenn sich herausstellt, dass dieses eine Ziel unmöglich zu erreichen ist? Das macht etwas mit uns. Es frustriert und blockiert jede Motivation, weil die ja auf das eine Ziel gebündelt wurde. Wenn wir in Richtung denken, finden wir rasch etwas anderes, das uns ähnlich stark motiviert - vielleicht sogar mehr.
Ich hab erst recht spät verstanden, dass ich vieles über mich nicht weiß, meine Richtung nicht kenne. Und dass es notwendig ist aktiv im Leben zu sein, vieles auszuprobieren um herauszufinden, was ich wirklich will. Es ist ein bisschen so, als steht man vor einem Labyrinth. Der Raum hat Ecken und versteckte Winkel, kleine Unterräume. Wie es aufgebaut ist, kann ich nicht durch nachdenken allein erkennen. Menschen mit einer außergewöhnlichen Intuition für sich selbst, die nicht durch die vielen Prägungen der Eltern, Bildung, Gesellschaft, Kultur und Medien verbogen und verzogen ist, können diesen Raum sicher besser erfassen. Doch die allermeisten Leute, die ich kennen gelernt haben, erzählen mir das Gleiche. Sie fanden vieles über sich erst heraus, als sie auf verschiedene Aufgaben, Probleme und Menschen trafen, sich mit diesen auseinandersetzten und in sich hineinfühlten, was es in ihnen auslöste und sichtbar machte. Fühlt es sich gut an oder bin ich gegen eine Wand gelaufen? Über den Kontakt mit den Wänden, lernten sie, wo ihr freier Raum ist und wo es für sie nicht weitergeht.
Eventuell kommt es dir so vor, als würde ich ein wenig viel darauf herumreiten. Aber es ist absolut essentiell zu wissen, was wir wollen, was unsere Richtung ist. Es wirkt sich auf zig zentrale innere Mechanismen aus, nicht zuletzt auf unser Lebensglück und unsere Fähigkeit Stärke zu entwickeln. Es ist unabdingbar für eine starke Ausstrahlung und sogar für unsere geistige, emotionale und körperliche Kraft.
Ein wesentlicher Mechanismus der Humangravitation ist die Energie, die wir aufwenden, um uns mit oder gegen diese innere Richtung zu bewegen. Wir haben anfangs erwähnt, dass es viel Energie kostet, wenn wir mit Menschen zusammen sind, die so gar nicht zu uns passen. Wenn wir Tätigkeiten nachgehen, die nicht zu uns passen, die nicht unsere Richtung repräsentieren, dann erscheint es unserem Organismus, dass wir in die falsche Richtung gehen und macht es uns schwerer. Diese Tätigkeiten stoßen uns ab. Der Organismus zieht uns weg von diesen “falschen” Wegen. Wenn wir sie dennoch machen, wir also weiter in die falsche Richtung gehen, ist es super mühsam, die Leistung wird nicht so gut sein und wir lernen dort nur schwer dazu. Wenn es zu stark aus unserer Richtung führt, werden wir zunehmend müder werden, unsere Nerven werden fahriger und wir damit reizbarer, wir werden ungeduldiger, der Appetit wird weniger, der Schlaf schlechter. Unser Gehirn schreit uns dann allerdings schon sehr deutlich an: “Du bist am falschen Weg. Du lebst nicht DEIN Leben!!” Der Erfolg, den du anstrebst, ist nicht Deiner! Erfolg ist für jeden etwas anderes. Erfolg bedeutet ja nur, das zu erreichen, was man erreichen will.
Wenn wir herausgefunden haben, was unsere Richtung ist und damit auch, welche Tätigkeiten zu uns passen, anziehen und sogar mit Energie versorgen, dann wird es leicht. Bei den falschen Tätigkeiten ist es, als müssten wir einen Berg mit einem Rad hochfahren. Bei den richtigen Tätigkeiten ist es, als würden wir den Berg hinunterfahren. Es geht schnell, leicht, macht Spaß und kostet uns viel weniger Energie. Zudem passieren viele “wunderbare” Dinge, wenn wir tatsächlich unseren Weg mit der richtigen Haltung gehen:
Unser Verstand ist wacher, kreativer und präziser.
Wir fühlen uns lebendiger, die Welt ist voller Möglichkeiten.
Wir sind gesünder und körperlich stärker.
Wir werden weniger rasch müde.
Wir lernen in unglaublicher Geschwindigkeit neue Erkenntnisse und Fähigkeiten.
Wir sind überzeugender, schlagfertiger und kommunizieren klarer.
…
Die Tatsache, dass es so mühsam ist, wenn wir in eine für uns falsche Richtung gehen, ist übrigens ein Hilfsmechanismus unseres Gehirns. Es ist seine Art zu sagen: „Halt, stopp! Das ist nicht deine Richtung. Du bist nicht hier um das zu machen. Probiere was anderes aus. Ich gebe dir mehr Energie, wenn du die Richtung besser gefunden hast. Bis dahin bremse ich dich aus.“ Dabei geht es nicht darum, dass es nur eine Aufgabe oder Tätigkeit gibt, die gerade gut zu uns passt. In unserer Richtung gibt es zig Möglichkeiten glücklich und stark voranzukommen.
Wie gesagt, die Richtung kann man auf verschiedene Arten beschreiten und dabei glücklich sein. Eventuell ist es egal, ob du Golf oder Tennis spielst, solange das, was dich ausmacht und dich dabei reizt und interessiert bei beiden in hohem Maße erfüllt wird. Es wäre auch egal, ob du in einer Schule lehrst oder Streetworker bist, wenn du in der Tätigkeit im Grunde versuchst, Menschen dabei zu helfen ihren Weg zu finden und zu gehen, stärker und cleverer zu werden. Vielleicht machst du zuerst das eine und später das andere. Tätigkeiten sind Möglichkeiten unsere Interessen und Präferenzen auszuleben und weiterzuentwickeln. Tätigkeiten, die unseren Interessen und Arbeitspräferenzen und damit unserer Richtung hochgradig entsprechen, gehen uns ganz einfach von der Hand. Sie erscheinen uns logisch und unkompliziert. Sie erfüllen uns mit einer positiven Energie, schenken uns das Gefühl, gut in dem zu sein und das zu tun, wofür wir gemacht sind.
Fies ist nur, dass sich das natürlich im Leben ändern kann, weil wir uns ständig weiterentwickeln. Wenn uns heute etwas erfüllt, arbeiten wir dort mit Leidenschaft und entwickeln uns dadurch logischer Weise (siehe Artikel „Intelligenz – Der Werwolf im Schafspelz) immens schnell weiter. Auf diesem Weg sehen wir, da wir ja in Richtung und nicht in Zielen denken, eventuell neue Möglichkeiten unsere Richtung über andere Tätigkeiten noch besser gehen zu können, noch mehr bewirken oder noch näher an den eigenen Interessen arbeiten zu können.
Beispielsweise könnte es sein, dass wir an einer Schule unterrichten und nach einigen Jahren erfüllender Arbeit mit den Schülern, erkennen, dass wir mit der Organisation der Schule mehr bewirken könnten und bewerben uns auf den Posten des Direktors. Es kann sein, dass wir lange angenommen haben, die Lehre wäre das, was uns so motiviert. Dabei ist es nur ein Mittel zum Zweck gewesen. Wir wollten immer nur möglichst viel für die Kinder bewirken. Wenn die organisatorischen Tätigkeiten ebenfalls zu unseren Interessen gehören oder sich dorthin entwickelt haben, dann wird dies wieder ein erfüllender Schritt. Bewirbt man sich auf die Position nur, weil man der Meinung ist dort mehr Anerkennung oder Geld zu verdienen – es aber nicht zu den eigenen Interessen passt – naja, du wirst dir denken können, wie glücklich wir dann in dieser Position würden.
Deswegen ist es so wichtig, dass wir so nah an uns selbst dran sind. Soll heißen, dass wir immer wieder reinfühlen, was uns Spaß macht, worin wir Sinn sehen, wo wir besonders stolz sind, usw. Wenn das Leben recht hektisch ist, machen wir das weniger. Wir sollten aber immer wieder einmal zusammenräumen in unserem Inneren. Nur dann, bleiben wir stark und schaffen die optimale Basis für wirkungsvolle Humangravitation. Reflektieren bedeutet aber nicht unbedingt Meditation zu betreiben oder eben dafür zwei Monate in eine Waldhütte zu ziehen. Bei mir funktioniert es am besten, wenn ich trainiere. Moderates Krafttraining oder leichtes Laufen entspannen mich gut und es hilft mir die Gedanken zu sortieren.
Wenn wir uns aus Überzeugung und im inneren Einklang (klingt so esoterisch, obwohl es beinharte Biophysik ist) die Bewerbung auf den Direktorsposten angehen, werden auf einmal jene Personen hochinteressant und damit anziehend, die bereits diesen Weg gegangen sind. Zum einen haben wir die Richtung gemeinsam, was per se schonmal eine Grundlage der Sympathie ist. Wenn die Werte ebenfalls ähnlich sind, dann umso mehr. Entscheidend für die dritte Teilkraft der Humangravitation ist jedoch, dass Menschen, die unseren künftigen Weg bereits gegangen sind, wahrscheinlich das eine oder andere gelernt haben, das uns nützlich ist. Das macht sie attraktiv! Es macht sie nützlich. Ihre Ressourcen (Fähigkeiten, Erfahrungen, Kenntnisse, …) ergänzen uns. Mit ihren Erfahrungen, Fähigkeiten, Ressourcen, etc. kommen wir schneller voran, als es uns alleine möglich wäre.
In den Trainings habe ich oft Fragen zur Attraktivität gestellt, wie ich es bei der Sympathie tat. Was ist Attraktivität ihrem Wesen nach? Was ist für dich attraktiv? Warum gibt es Attraktivität? Was macht denn attraktiv?
Wie auch zuvor bietet es sich an, dass du dir ein paar Minuten Zeit nimmst und selbst diese Fragen und welche dir darüber hinaus selbst noch einfallen, etwas reflektierst. Damit verstärkst du deine Einsichten deutlich.
Meine Erfahrung ist, dass die Leute in den Trainings übrigens in Summe ganz viele wichtige Punkte rund um Sympathie und Attraktivität wissen. Aber sie alle sind erstaunt darüber, wie unkonkret unser Wissen über so essentielle Mechanismen sind. Außerdem sind sie perplex, wie vielschichtig diese Kräfte auf uns wirken. Diese sind allgegenwärtig, beeinflussen unser Leben in grundlegender Weise und doch erklärt uns niemand auch nur ansatzweise, wie wir hier funktionieren und auf was wir achten könnten, damit die Sympathie und die Attraktivität noch besser für uns funktionieren. Naja, egal. Dafür sind wir ja jetzt hier.
Würdest du gerne besonders attraktiv sein? Ganz ehrlich. Das ist eine blöde Frage. Wer will das nicht, außer jemand, der gerade vollkommen frustriert ist und die klassischen Abwehrmechanismen am Laufen hat, die etwa wie folgt lauten können: „Mir ihr egal, ob mich wer mag. Es sind eh alle blöd. Die können mich alle kreuzweise!“ Ja, jeder hat schon zigmal im Leben so in sich hineingejammert. Es ist eine sehr menschliche Reaktion. Glücklicherweise verziehen sich in aller Regel diese Regenwolken auch wieder. Unglücklicherweise sind unsere Defensivmechanismen, die uns ja – der Name legts nahe – schützen sollten, selbst diejenigen, die die Wolkendecke umso länger am Himmel hallten. Dass ich selbst viele dieser Abwehrmauern hatte, war mir früher durchaus klar. Doch erst, als mich ein Cousin zufällig in einem Kaufhaus sah und meinte, warum ich so finster aus der Wäsche schaue, wurde mir mit einem Schlag bewusst, wie stark sich diese innere Abwehrhaltung in der äußeren Haltung und Erscheinung manifestierte. Diese unmittelbare und plötzliche Erkenntnis war erschreckend und wohl der letztliche Auslöser dafür, dass ich begann daran zu arbeiten diese Mauern abzubauen. Ich hatte jedoch so viele Jahre Stein auf Stein gelegt, dass ich den Überblick über dieses Labyrinth verloren hatte. Mir war überhaupt nicht mehr klar, wie ich es gebaut hatte, stand nun davor und wusste nicht, wie ich es wieder loswerde.
Wenn es dir ähnlich ging oder geht, dann kann ich zumindest etwas beitragen, damit du hier vorankommst. Wenn du an deiner Humangravitation arbeitest und die Tipps nutzt, dann reduzierst du automatisch diese Mauern erheblich.
Tipp zu Abwehrmechanismen
Beobachte deine negativen Reaktionen. Sind sie angemessen oder erscheinen sie dir selbst übertrieben. Wenn dich z.B. jemand scheinbar ungut anredet, gehst du dann sofort auf Gegenangriff und denkst dir innerlich “Was für ein Depp!” oder “So ein Miststück!”? Frag doch zuerst lieber noch neutral nach, ob du die Person richtig verstanden hast und was sie genau damit meint. Unser Gehirn interpretiert sehr schnell Negatives in Aussagen, die oft neutral und manchmal sogar positiv waren. Indem wir die anderen Personen sofort innerlich abwerten, wollen wir uns schützen. Doch dieser Abwehrmechanismus sorgt auch dafür, dass es schwer wird mit Menschen funktionierende Beziehungen aufzubauen.
Attraktiv zu sein eröffnet uns einfach mehr Möglichkeiten. Nun gibt es aber nicht nur eine Attraktivität. Dafür müssen wir jetzt den Kern der Attraktivität lüften, sofern du das nicht schon alleine gemacht hast. Oft wird Attraktivität mit der äußeren Erscheinung verbunden. In den Workshops war das fast immer zuerst das Hauptthema. Irgendwann kommt dann jemand und bringt ein, dass doch andere Aspekte von Personen attraktiv sein können, wie z.B. deren Wissen, der Humor, ihre Fähigkeiten, ihr Geld, ihr Netzwerk,… Wir haben es weiter oben schon angesprochen. Wenn uns etwas fehlt, um unseren Weg gehen zu können und jemand anderes hat genau diese fehlende Zutat, dann ist diese und damit die Person attraktiv. Wir brauchen sie bzw. sie ist nützlich, weil sie uns ergänzt. Wenn du einen Kuchen backen willst und du hast alles, aber das Mehl ist aus, gehst du vielleicht kurz zur Nachbarin und fragst um dieses. Es zieht dich dorthin, weil du etwas brauchst. Wenn du einsam bist, zieht es dich vielleicht auch rüber, aber um Gesellschaft zu bekommen. Wenn wir etwas sehr brauchen, dann zieht es uns natürlich stärker zu den Quellen, wo wir das Gesuchte finden.
Es sind die persönlichen Ressourcen (Fähigkeiten, Kompetenzen, Wissen, Beziehungen, Erfahrungen, Geld, etc.), die die Attraktivität ausmachen. Jedoch ist ein bloßes Besitzen vieler Ressourcen nicht ausreichend um zu sagen, ob jemand attraktiv ist. Denn die Attraktivität dieser Ressourcen hängt davon ab, was das Gegenüber braucht. Wenn wir etwas bieten, das dem anderen hilft voranzukommen oder eine Herausforderung zu meistern, dann sind wir sehr attraktiv. Es kann deswegen auch sein, dass wir nach dieser bewältigten Herausforderung auf einmal nicht mehr attraktiv sind - man braucht uns nicht mehr. Es schmerzt weniger, wenn wir verstehen, wie diese Gefühle funktionieren - finde ich zumindest.
Als ich die Teenagerzeiten hinter mich brachte, waren für mich Menschen äußerst interessant und spannend, die richtig gut reden und vermitteln konnten. Ich war von herausragenden Wissenschaftlern fasziniert und – wie erwähnt – von Menschen mit großem Charisma (was wohl jedem so geht - das ist ja irgendwo das besondere an Charisma), die es spielend schafften eine positive Beziehung zu Menschen zu knüpfen. Mir war damals überhaupt nicht klar, was ich später einmal machen/arbeiten wollte. Doch als ich mit Mitte 20 eine Ahnung bekam, welchen Tätigkeiten ich mich widmen möchte, da zeigte sich, dass die Fähigkeiten, die ich bei anderen seit jeher so interessant fand, genau jene waren, die ich für meine auserkorenen Tätigkeiten äußerst gut brauchen könnte. Es wurde irgendwann klar, dass ich Menschen dabei helfen wollte voranzukommen und ihr Potential zu nutzen. Dazu solltest du fachlich erstmal einiges draufhaben, da sich in dem Bereich viel von geringem Erkenntniswert tummelt. Da mich meine eigenen Unsicherheiten und Unfähigkeiten so sehr in die Wissenschaft getrieben haben, war das ein „Check“. In der Wissenschaft war es die konzeptionelle Seite, die mich faszinierte, das Entdecken von verborgenen Einsichten in die Welt. Und genau solche Menschen, die dies vermögen, haben mich schon lange fasziniert. Aber im Training bist du verloren und verlierst nach und nach die Zuhörer, wenn du dein Wissen nicht verständlich und leicht vermitteln kannst, sodass es viele Menschen nehmen können. Wie erwähnt, Menschen mit dieser Fähigkeit waren ebenfalls schon lange spannend. Ich las gerne Autoren, die eine kraftvolle und einfache Sprache nutzen, so wie Mark Twain. Und genauso bist du als Trainer auf verlorenem Posten, wenn du keine – zumindest rudimentäre – emotionale Brücke schlagen kannst. Menschen, mit denen uns nichts verbindet, die wir nicht gut, stark, lustig oder sonstwie gut finden, denen hören wir kaum zu. Sie haben keine Bedeutung für uns. Und wenn etwas keine Bedeutung hat, dann beschäftigt sich das Gehirn damit nicht. Daher die Faszination für die charismatischen Personen.
Als ich als Trainer anfing verfügte ich nur über die Fachkenntnisse, sogar über ein paar revolutionäre Innovationen, die unmittelbar praktisch anwendbar waren. Jetzt musste ich “nur noch” alle anderen Fähigkeiten entwickeln. Denn weder konnte ich einfach erklären, was ich da erforscht hatte, noch war ich emotional-sozial in der Lage schnell und gut eine Verbindung zu anderen Menschen aufzubauen. Naja, sagt ja keiner, dass es leicht ist seinen Weg zu gehen.
Das Erstaunliche an dieser Erfahrung ist jedoch: Mein Innerstes hat mir schon 10 Jahre und mehr Inputs gegeben, um herauszufinden, was meine Richtung ist. Diese Emotionen, deren Herkunft mir aber bis dahin unklar waren, die aber rein und stark waren, kamen aus dem Kern meines Wesens. Das bedeutet nichts anderes, dass in uns die Richtung sehr klar angelegt ist. Manche Menschen erkennen sie unmittelbar - da kann man nur gratulieren. Ich wusste nicht einmal im Ansatz wohin mich mein Weg führen würde. Mit ca. 25 Jahren begann ich eine Ahnung zu bekommen. Doch schon sehr lange davor, gab mir meine Gefühlswelt recht eindeutige Zeichen. Ich war nicht in der Lage diese als solche zu erkennen. Auch das hat nicht ein Prozent Esoterik in sich. Es ist schlichtweg ein in sich logisches neuronales System. Wenn wir es lesen können, sind wir natürlich im Vorteil.
Dir ist vermutlich aufgefallen, dass ich bei der Richtung immer wieder über die Werte geschrieben hab. Bei der Attraktivität plaudere ich nun wieder über die Richtung. Daran erkennst du die Abhängigkeit dieser Bereiche voneinander vielleicht noch besser. Die Kräfte entstehen nicht aus drei separaten Schubladen, die nichts miteinander zu tun haben. Es ist wie Raum, Zeit und Materie, die nicht nebeneinander sondern verwoben ineinander existieren.
Der Mechanismus der Humangravitation ist absolut genial und passt sich bei jedem von uns laufend an bzw. wir können sie gezielt anpassen, damit sie ideal für uns funktioniert. Und darum geht’s es hier ja schließlich.
Das sagen die 3 Felder über uns aus:
Die Richtung zeigt uns, wohin wir gehen sollen und was wir bewirken wollen.
Die Werte zeigen, mit welcher Haltung und in welcher Art und Weise wir unseren Weg gehen wollen.
Die Attraktivität zeigt, was wir brauchen, um unseren Weg schnell und erfolgreich gehen zu können.
Das sagen die 3 Felder in Bezug auf unser Umfeld aus:
Die Richtung zeigt uns, wer in die gleiche Richtung geht wie wir.
Die Werte zeigen uns, mit wem wir diesen Weg positiv und stimmig gehen können/wollen.
Die Attraktivität zeigt uns, mit wem wir diesen Weg schneller/effektiver gehen können.
Die Funktion dahinter ist naheliegend. Wenn du nicht nur in den Tag hineinlebst, sondern größere, komplizierte, aufwendige Herausforderungen in deiner Richtung hast, dann wirst du das irgendwann nicht mehr alleine bewältigen können und Hilfe brauchen. Anderen geht es ähnlich und wenn ihr euch ergänzt (einander attraktiv seit), dann gewinnt jeder bei dieser Verbindung. Damit dies Menschen sind, mit denen die Zusammenarbeit effizient und unkompliziert ist, gibt es den Werte-Abgleich. Die Werte sichern das langfristige Funktionieren des “Wir” ab und sorgt dafür, dass es unter Druck nicht zerfällt bzw. eben unter normalen Bedingungen hochgradig effizient ist.
Um wirklich mit anderen schneller voranzukommen als es uns alleine möglich wäre, brauchen wir Menschen, die uns an Fähigkeiten, Einsichten, Erfahrungen oder anderen Ressourcen ergänzen bzw. verstärken. Die Fähigkeiten, die wir selbst haben und die wertvoll sind, erleben wir bei anderen auch attraktiv. Wenn wir einmal ausfallen, kann die Person einspringen und das Gesamte ist besser abgesichert bzw. es stärkt einfach unser Team, wenn wir wichtige Ressourcen in größerem Ausmaß haben. Wenn du ein Haus baust, bist du über jedes paar willige Hände froh. Je nachdem wie fähig diese Hände bzw. deren Besitzer sind, umso wertvoller werden sie zusätzlich. Aber auch die einfachsten Arbeiten müssen getan werden und so ist hier fast jeder attraktiv, weil nützlich. Wenn es jemand ist, mit dem man überhaupt nicht zurechtkommt (Werte), dann verzichtet man eventuell doch darauf – kommt darauf an, wie groß die Not am Mann bzw. der Frau ist. Menschen, die zu anders ticken, bringen viel Unruhe rein, es kommt ständig zu Missverständnissen, man kommt nicht gut zurecht, es ist mühsam und es schlägt sich auf die Stimmung im gesamten Wir. Manchmal ist halt weniger mehr.
Die Attraktivität hängt also davon ab, wohin wir wollen und was dafür notwendig ist. Alles, was hilfreich ist den Weg zu gehen, ist attraktiv. Am attraktivsten sind jene Ressourcen, die sehr wichtig sind, über die wir selbst aber nicht verfügen. Wenn du dich als Mensch fortpflanzen willst (und es noch keine anderen technischen Möglichkeiten gab), wars notwendig dir einen Menschen zu suchen, mit dem das biologisch möglich ist. Genetisch versucht die Natur Individuen zu schaffen, die schon möglichst viele verschiedene Fähigkeiten und Anlagen in sich vereinen. Denn je mehr wir können und mitbringen, umso überlebensfähiger sind wir. Damit sind wir weniger von anderen abhängig. Gleichzeitig sind wir attraktiver für die anderen, weil wir eben viel Stärke und Fähigkeiten mitbringen. So ist nachgewiesen, dass viele Lebewesen auf Basis des Geruchs sehr viel über die Veranlagung der potentiellen Paarungspartner erschnüffeln. Wenn es eine gute Ergänzung zu sein scheint, das Gegenüber also Veranlagungen mitbringt, die uns selbst fehlen, dann empfinden wir den Geruch als attraktiv. Wenn wir jemanden nicht riechen können, dann passt es nicht. Wie gesagt, hier gibt es tolle Studien, die sehr gut belegen, wie gut der Geruchssinn funktioniert. Also weniger beim Menschen. Hier gibt es solche Studien (noch) nicht. *g* Dank Seife und Deo versuchen wir ja eher den Geruch nicht allzu dominant werden zu lassen. Wir achten auf andere Dinge, die uns sagen sollen, ob jemand als Partner vielversprechend ist, wir mit diesem gesunde, starke Kinder haben würden und der Partner in der Lage wäre die Kinder zu versorgen. Das sind in Bezug auf Liebesbeziehungen sehr wesentliche Faktoren, auch wenn das zu Beginn meist eher unbewusst abläuft.
Hier kommen dann auch die Faktoren ins Spiele, von denen wir normalerweise bei Attraktivität sprechen, Aussehen, Intelligenz, Stärke, Stil, Haltung, Geld, Beziehungen, … Je nachdem, was wir persönlich glauben, was wichtig ist, um in der aktuellen Zeit erfolgreich (jeder hat da natürlich unterschiedliche Vorstellungen und Ziele) sein zu können, nehmen wir als attraktiv war. Das ist auf Grund von Erziehung, Kultur, etc. bei jedem etwas anderes, immer eine Mischung aus all diesen Faktoren und mehr, in unterschiedlichster Gewichtung der einzelnen Faktoren. Manchen ist Aussehen wichtig, anderen viel mehr die Wesensart, anderen das Geld. Und auch hier gilt, dass wir das bei anderen attraktiv wahrnehmen, was uns bei uns selbst sehr gut gefällt und die Dinge am attraktivsten sind, die wir gerne selbst hätten, die uns aber fehlen.
Die Humangravitation versucht damit letztlich jene Individuen zusammenzubringen, die voneinander stark profitieren, indem sie zusammenpassen und sich auf ihren gemeinsamen Weg hin optimal ergänzen, so wie sich Atome binden, die sich energetisch ideal ergänzen. Der Mechanismus will uns helfen unsere Ziele zu erreichen, unsere Richtung zu gehen, unser Leben erfolgreich und glücklich zu leben. Aber warum funktioniert er manchmal nicht richtig?
Warum fallen wir manchmal auf Leute rein, die nicht unser Bestes wollen oder die wir ganz falsch einschätzen?
Warum gibt es so etwas wie ein Beuteschema, das bei manchen immer wieder ins Chaos führt? Tja, wir können selbst dafür sorgen und die Humangravitation deutlich besser einstellen, als es die zufällige Entwicklung normalerweise vollbringt. Wer noch genauer über alle Facetten, wie Beuteschema, etc. Bescheid wissen möchte, muss ich fast auf das Buch “Vom gesunden Ich zum idealen Wir - Die Humangravitation” verweisen. Das sprengt den ohnehin schon langen Beitrag zu sehr. :-)
Es liegt auf der Hand, dass wir selbst anderen gerne helfen, wenn diese uns sympathisch und attraktiv erscheinen. Wenn wir jemandem helfen können und das geht uns ganz leicht von der Hand, während es für unser Gegenüber superaufwendig wäre, dann werden wir das vermutlich machen. Das entspricht in der Philosophie in etwa dem Utilitarismus. Wir handeln so, dass der größtmögliche Nutzen für eine Gemeinschaft entsteht. Wo die Grenzen dieser Gemeinschaft sind, definiert jeder für sich halt ein wenig anders. Wenn eine Gruppe von Leuten z.B. Campen geht, dann wird vermutlich die Person die Zelte aufbauen, die das am besten/liebsten macht. Vermutlich wird jene Person das Feuer machen, das dazu am ehesten in der Lage ist. Früher wäre wohl noch jemand fischen oder jagen gegangen, hätte Feuerholz gesammelt, etc. Wenn jeder gerne das beiträgt, was er gerne und gut kann, dann ist die Gruppe höchst kraftvoll und wirkungsstark. Wenn wir die Menschen mögen oder zumindest schätzen und respektieren, mit denen wir zusammen sind, dann tragen wir gerne unseren Teil bei.
Klar ist schon: Wenn wir anderen nicht helfen, dann wird uns auf Dauer auch kaum jemand helfen. Irgendwann wird das „nicht helfen“ zu einer Art Wert, den wir verkörpern und ausstrahlen. Natürlich gibt es immer die „guten Deppen“, die einem trotzdem helfen, weil sie einen ändern wollen oder Mitleid haben. Aber das ist natürlich Ausbeuterei und deutet ganz klar auf eine verarmte innere Haltung und entsprechend auch einer inneren Vereinsamung hin. Menschen, die nur an sich denken, die rein Zielorientierung als ihr Motto haben, werden immer in innerer Vereinsamung enden. Auf dem Weg dahin werden sie sich immer selbst rechtfertigen, wie z.B. „Die anderen würden es genauso machen.“ – „Die anderen haben damit angefangen.“ – „Wenn ich es nicht so mache, dann macht es ein anderer.“ – „Die anderen mögen mich nicht, deswegen verdienen sie es.“ Und mit jedem mal, wo wir uns selbst solche Sachen sagen müssen, wird unser Eigenwert kleiner und wir Vereinsamen ein Stück mehr.
Das Gute dabei ist, dass wir in jeder Sekunde unseres Lebens entscheiden können eine andere Haltung einzunehmen, uns positive Werte suchen können, für die wir von nun an stehen und unser Verhalten wird sich sofort ändern. Und nach einiger Zeit, wenn das Umfeld nicht mehr an ein „Verstellen“ glaubt, wird unsere Ausstrahlung ebenfalls anders durchscheinen und das Leben wird wieder hell, freundlich und kraftvoll. Das hat nichts damit zu tun sich etwas vom Universum zu wünschen. Wir selbst müssen das in die Hand nehmen. Unsere Handlungen müssen für uns sprechen und dabei eine kristallklare Sprache zeigen.
Ich selbst war in meinem 20er Jahren sicher auf der egoistischeren Seite unterwegs. Die innere Vereinsamung konnte ich jedoch schon spüren und mir wurde eben dann mal klar, dass das nicht mein Weg sein soll - nicht sein darf. Ich wollte mich besser fühlen, ein besserer Mensch sein. Ja klar, das ist auch ein egoistisches Motiv. Doch mir wurde Dank der Humangravitation klar, dass ich meinen Kern anpassen musste. Ich musst es schaffen, dass mir andere Menschen - nicht nur meine Familie - leichter wichtig werden konnten. Wir dürfen das dann aber nicht so weit treiben, dass wir ganz auf uns vergessen. Das System sollte immer gut ausbalanciert werden. Es hat ja auch das Wir nichts davon, wenn sich das Ich darin aufreibt. Es gibt Menschen, die immer nur für andere da sind. Natürlich hat man die gern. Die sagen nie “nein”. Aber irgendwann ist deren Energie aufgebraucht und dann haben sie hoffentlich nicht lauter selbstsüchtige Ausnutzer angezogen. Denn die werden sich nicht um die Helfer kümmern, wenn es denen dann schlecht geht.
Um die Balance zu finden habe ich z.B. immer wieder einmal Menschen einfach so geholfen. Irgendwann schaffte ich es sogar, nichts dafür zu erwarten. Wenn wir eine Gegenleistung und/oder eine Wagenladung Dankbarkeit erwarten, dann ist es keine altruistische Hilfe. Und nur diese selbstlose Hilfe fühlt sich wirklich unfassbar gut an. Sie ist wie eine Wachstumsspritze für den Selbstwert und wenn wir hin und wieder einfach selbstlos helfen, dann fühlt sich das nicht nur genial an. Wir strahlen diese innere Qualität auch aus. Wie gesagt, nicht übertreiben. Du hast immer noch deine eigene Richtung, dein eigenes Leben. Anderen helfen ist großartig. Wir dürfen dabei aber nicht auf uns selbst vergessen!!
Das Gesamtsystem der Humangravitation ist höchst clever. Mit diesen rudimentären Mechanismen tastet unser Organismus permanent unsere Umwelt nach Menschen ab, die ideal scheinen, um mit ihnen einen Teil des Lebensweges gemeinsam zu gehen. Genauso tastet er natürlich nach dem Gegenteil, also potentiellen Bedrohungen ab.
Um wirklich die für uns passenden Leute stark anzuziehen und ohne Manipulation binden zu können, müssen wir eine große innere Klarheit bei den oben erwähnten Aspekten erreichen. Wie wir das schaffen, schauen wir uns im nächsten Kapitel an, damit du einen eindeutigen, gut begehbaren Weg hast, dieses Ziel für dich zu erreichen.
1. Klärung deiner Werte: Wie willst du sein?
2. Klärung deiner Richtung: Was willst du bewirken/machen?
3. Klärung deiner Ressourcen: Was brauchst du, um erfolgreich zu sein?
Es klingt sehr einfach: Werde dir über dich selbst klar.
Aber es ist in Wahrheit wohl die zentrale und schwerste Lebensaufgabe für fast alle von uns.
Über die Jahre habe ich von unzähligen Menschen erfahren, wie sie dabei vorgingen und habe mir gut angeschaut, bei wem die Taktiken gut funktionieren. Einige Tipps legt uns die Neurowissenschaft bzw. die darauf aufbauende funktionale Humantheorie in die Hand und ich möchte dir möglichst alles mitgeben, was du benötigst, um die Humangravitation und alle ihre Wirkungen bestmöglich selbstständig steuern zu können.
Das Einhalten unserer Werte stärkt unseren Selbstwert. Dieser ist extrem spürbar und vermittelt anderen Menschen, dass wir ganz klar für etwas stehen.
Dein ganzes Leben lang flüsterst du dir eigentlich deine zentralen Werte selbst schon zu.
Überlege für dich:
Was hättest du gerne, dass Menschen über dich denken?
Welche Eigenschaften zeichnen die Menschen aus, die du am meisten bewunderst?
Wenn du ein Kind hättest/hast: Welche Einstellung/Haltung würde dich bei diesem stolz machen?
In welchen Situationen hattest du ein schlechtes Gewissen und warum?
Was würdest du wollen, dass die Menschen an deinem Grab über dich sagen?
Die letzte Möglichkeit ist etwas unheimlich, aber nicht jeder findet mit dem gleichen Schlüssel leichten Zugang zu seinen Kernwerten. Sobald dir komplett klar ist, für was du stehen willst, rücke nicht mehr von diesen Werten ab. Prüfe bei deinen Entscheidungen und deinem Handeln, ob du deine Werte einhältst. Das wird ohnehin schnell zu einem automatisierten Muster. Bald muss man nicht mehr darüber nachdenken. Es wird schlicht Teil der innersten Haltung, wie ein Rahmen, der unsere Möglichkeiten auf jene Aktionen begrenzt, die unsere Werte nicht verletzen. Egal, wie verlockend oder nebensächlich Situationen erscheinen, bleib deinen Werten treu. Egal, ob jede Menge Menschen um dich sind oder du ganz für dich alleine Entscheidungen treffen musst, die deine Werte prüfen, bleib ihnen treu.
Ganz ehrlich. Das gelingt den wenigsten Menschen sofort perfekt. Und doch, je stärker du dich bemühst, umso schneller wirst du merken, dass es immer einfacher wird und du wirst dich selbst anders wahrnehmen – und die Menschen um dich herum sehen dich ebenfalls bald mit neuen Augen. Du bestimmst die Geschwindigkeit dieses Prozesses, dieser Wandlung. Manchmal magst du eventuell das Gefühl bzw. die Frage haben, ob du jetzt etwas selbstherrlich bist, weil du ja so toll nach höheren Werten lebst. Arroganz ist fehl am Platz, aber ich bin der Auffassung, dass Stolz nichts Verwerfliches ist. Es ist die Grundlage dafür zu sich zu stehen, stark zu sein und mit Selbstvertrauen durchs Leben gehen zu können. Die Kirche findet “Stolz” wohl gerade deswegen eher sündhaft, weil er die Menschen zu stark und unabhängig von ihrer Führerschaft macht.
Du sollst in jedem Fall ganz mit dir im Reinen sein. Wenn du als der Mensch handelst, der du sein willst, dann wird das Leben sehr unkompliziert, du wirst viel kraftvoller und klarer wahrgenommen.
Wenn du dir einmal deiner Sache nicht ganz sicher bist, dann bewegst du dich in aller Regel im Grenzbereich deiner Werte. Das merken wir oft daran, dass wir mit uns selbst verhandeln, ob das, was wir vorhaben, „eh in Ordnung“ ist. Wenn du dir nicht ganz klar bist, stell dir vor, die Person, die du am meisten schätzt und respektierst, stünde neben dir. Welche Entscheidung würdest du dann treffen. Sehr oft wird es plötzlich sehr leicht und klar – auch wenn es dann oft nicht die leichteste und bequemste Lösung sein wird, die sich als die Richtige herausstellt.
Diese zu finden ist die Grundlage für ein glückliches, erfülltes und kraftvolles Leben. Was ist nun aber dein Weg? Was willst du machen und bewirken? Das Leben bietet uns gerade heute viele Möglichkeiten und dabei ist uns nur ein Bruchteil davon bewusst, was alles da draußen für uns bereitliegt. Wir haben für diese große Problematik sogar eine eigene GmbH gegründet und arbeite gerade an einer Analyse, die uns auf gänzlich neue Art dabei hilft unser Innerstes zu verstehen, um herauszufinden, was unsere Berufung ist. Wie oben erwähnt, kann sich diese auch immer wieder etwas bewegen, aber die Grundrichtung bleibt normalerweise erhalten.
Fragen, die helfen, die eigene Lebensrichtung zu finden, sind:
Was möchtest du gerne in deinem Leben bewirken? Antwort: xxx
Warum willst du xxx bewirken? Was interessiert oder berührt dich daran?
Welche Leistungen von anderen Menschen imponieren dir besonders?
Wofür hast du dich als Heranwachsender wirklich und länger ehrlich interessiert?
Bei welchen Tätigkeiten hast du echte Freude?
Bei welchen Aufgaben schaust du normalerweise nicht auf die Uhr?
Was hältst du für sinnvolle Branchen oder Aufgaben?
Was möchtest du am Ende deines Lebens erreicht haben?
Was interessiert dich überhaupt nicht und warum?
Wenn du jetzt sterben würdest, was würdest du bereuen, nie gemacht zu haben.
Tja, ich weiß, wieder das Sterbethema. Und wieder stiehlt es sich in die Aufzählung. Zumindest kommt es immer am Schluss und das ist ja wenigstens angemessen.
Gerade wenn wir jünger sind, sind diese Fragen teilweise schwerer zu beantworten. Je mehr wir an Erfahrung gesammelt haben und je besser wir sie reflektiert haben, umso mehr Material haben wir in uns, um daraus unsere Richtung ableiten und formen zu können. Wenn wir nicht so reflektiert sind, ist da zwar auch Material, aber dann ist es wie ein unaufgeräumter Dachboden oder Keller, wo wir einfach alles dort hinstellen, wo es gerade Platz hat, wenn wir mit dem neuen Zeug reinmarschieren. Letztlich ist alles gemischt und es hat keine Ordnung oder Struktur. Und wir müssen, wenn wir etwas suchen, alles stets aufs neue durchsuchen.
Mein Tipp zur inneren Klarheit
Wenn du Erlebnisse hast, die dich stärker berühren, dann denk vielleicht am Ende des Tages, wenn du bei Tageslicht noch zu viel zu erledigen hast, kurz darüber nach, was dich da so bewegt hat. Überlege kurz, wie es mit deinen Werten, deiner Richtung oder auch deinen Fähigkeiten zusammenhängt. Manche machen das anstatt eines Gebets, bevor sie schlafen gehen. So bleibst du hochgradig klar in dir, bist innerlich zusammengeräumt. Das hilft tatsächlich sehr, weil wir in künftigen Situationen viel schneller und stimmiger denken, entscheiden und agieren, wenn wir diese Klarheit permanent aufrechterhalten bzw. weiterentwickeln. Es ist eine zentrale Grundlage für starke Ausstrahlung.
Die Erfahrung zeigt ganz klar, dass es nur einige wenige Fragen sind, die uns gut helfen, hier in der Klarheit Schritte zu machen. Dabei lohnt es sich immer mehrere Fragen für sich zu beantworten und sich die Ergebnisse auch aufzuschreiben. Da reichen Stichwörter, am besten im Sinne einer Mindmap, um dann die Themen auf Zusammenhänge besser sortieren zu können.
Gerade wenn man sich überlegt, was man bisher bereits getan hat, sind da oft Aspekte dabei, die uns nicht gefallen haben, andere jedoch sehr wohl. Wir müssen also gut reflektieren, um diese Bereiche auseinanderzuhalten. Sehr oft vermischen wir das. In Coachings ist mir das extrem oft aufgefallen und habe bei mir dann dieselbe Problematik erkannt:
Wenn wir ein negatives Erlebnis hatten, z.B. in der Arbeit mit den Kollegen überhaupt nicht zurechtkamen und wir uns entsprechend schlecht behandelt fühlten, dann kann es leicht sein, dass wir auch die Aufgabe dort negativ in Erinnerung haben. Immerhin fühlten wir uns schlecht, als wir dort waren. Dabei kann die Aufgabe absolut in Ordnung gewesen sein und nur die Stimmung, in der wir sie ausüben mussten, hat sie für uns so unangenehm gemacht. In Coachings fragte ich immer wieder mal z.B: „Bevor wir uns überlegen nach welchen Jobs wir schauen und wie wir die Bewerbung aufbauen, muss ich ein besseres Gefühl für dich bekommen. Was willst du denn garantiert überhaupt nicht mehr machen?“
Dann kamen natürlich konkrete Erlebnisse und im Gespräch fragte ich dann eben nach, was genau das Schlimmste daran war und wie es begonnen hat, dass es so schlimm wurde. Denn meist ist es ein oder eventuell sind es auch mehrere Auslöser, die dafür sorgen, dass wir uns dort unwohl / unsicher / fehl am Platz, etc. fühlen. Später wird dann vieles dort negativ erinnert. So sind wir immer wieder darauf gekommen, dass eigentlich die Tätigkeit selbst schon super war, aber die Art und Weise, wie im Team dort gearbeitet wurde, nicht zur Person passte. Im Gespräch wurde uns dann klar, dass es aber sehr wohl ein Tätigkeitsfeld ist, auf das wir uns bewerben werden. Wir müssen jedoch die Bewerbung so kraftvoll und klar formulieren, dass sie von Menschen, die nicht zu meinem Coachee passen, aussortiert werden und bei denen, die gut mit dem Coachee zusammenpassen, Begeisterung auslösen. Das war wirklich spannend. Bei diesen Bewerbungsprozessen konnte ich die Kraft der Humangravitation praktisch anwenden und wir hatten großartige Erfolge. Das sind für mich bis heute einige der schönsten Erfahrungen, wenn es uns gelang die Tür für jemanden zu öffnen, die genau in die Richtung führte, die diese Person gehen wollte.
Damit will ich sagen, dass wir möglichst klar reflektieren sollten, was wirklich die Dinge sind, die gar nicht zu uns passen. Ansonsten haben wir immer falsche Vorstellungen davon im Kopf, was wir brauchen und wollen. Wenn wir beim Tennis verlieren, können wir natürlich über den Platz, die Sonne, etc. schimpfen. Und manche spielen dann nicht mehr auf dem Platz. Aber mal ehrlich, das sind natürlich Rahmenbedingungen. Deswegen sollte man doch nicht den Platz auf ewig meiden – oder gar die Sonne. *g* Eventuell war man im Kopf nicht bei der Sache. Die Vorhand war einfach nicht gut, man hat zu viele Fehler gemacht, oder sonst etwas. Es klingt nach einer Kleinigkeit. Wir müssen so ehrlich zu uns sein, wie irgend möglich! Wir sollten unseren Selbstwert, unsere Stärke und Fähigkeit nicht bei jeder kleinen Niederlage in Zweifel ziehen. Mal gewinnst du, mal lernst du dazu, was noch fehlt, um noch besser zu werden. Mehr ist es nicht.
Natürlich darf man sich ärgern, aber nur kurz.
Dann schaut man sich an, was die Problematik war.
Dann überlegt man sich, wie man es nächstes Mal besser machen will.
Dann hakt man es ab und schreitet wieder voran.
Wenn du jetzt weißt, was du erreichen willst, z.B. welchen Beruf du ergreifen willst, dann lässt sich für gewöhnlich ableiten, was du können, wissen bzw. mitbringen musst, um diesen Weg zu gehen. Vielleicht möchtest du Programmieren, weil du gern aus einem Code etwas in die Welt bringst, dass das Leben von Menschen lustiger, schöner, effizienter, etc. machen kann. Dann wirst du dir anschauen, welche Fähigkeiten und Voraussetzungen du dafür aufbauen musst. Du wirst dir überlegen, ob du das als Freischaffender oder als Angestellter machen willst. Wenn dir „angestellt“ lieber ist, dann wirst du dir ansehen, welche Ausbildungen und Qualifikationen für solche Stellen verlangt werden. Dann wirst du checken, wo du diese erlangen kannst, was dafür notwendig ist. Es ist dann im Grunde eine logische Ableitung und jeder Schritt, den du dann auf diesem skizzierten Weg gehst, bringt dich in deine Richtung voran, deinen Zielen (Meilensteile, die in deiner Richtung wichtige Etappen markieren [Schulabschluss, Uniabschluss, Praktikum, Zertifikat für Programmiersprache, Projektmanagementausbildung, etc.]) näher.
Ich würde es als Weg oder Treppe auf z.B. ein Flip-Chart aufzeichnen, damit du immer siehst, dass alles was du tust, deinen eigenen Wünschen und deiner Richtung entstammt. Es fühlt sich ganz anders an, wenn wir Aufgaben übernehmen, nur weil es sich gehört oder weil die Eltern oder sonstwer von uns erwarten, oder wenn wir es wirklich für uns machen. Wenn wir Glück haben, unterstützt uns unser Umfeld ohnehin sofort. Wenn ich diesen Artikel schreibe und zig-fach überarbeite, dann weil ich etwas weitergeben will, was mir unendlich geholfen hat und ich hoffe, dass es dir oder anderen ebenfalls eine Hilfe ist. Das mache ich weil, ich damit etwas bewirken möchte, weil ich es wichtig finde. Ansonsten würde man nicht so viel Zeit und Energie investieren. In dem Fall, wenn wir wirken wollen, ist jede Entwicklung, jede gute Formulierung, jeder Fehler, den du beseitigst, ein Schritt dorthin, wo du hinwillst und fühlt sich gut an. So segeln wir mit Rückenwind. :-)
Ich hatte eigentlich meist das Glück, dass ich keinen Gegenwind hatte, wenn auch nicht immer Rückenwind. Aber, wie gesagt, denn sollten wir uns ja selbst geben. Das ist physikalisch schwerer als psychologisch. *g* Es gab jedoch schon eine Phase mit ca. 23 Jahren, in der meine Entscheidungen deutlich in Zweifel gezogen wurden. Ich war am Ende meines Wirtschaftsstudiums und habe überlegt, welches Thema ich zur Diplomarbeit nehmen wollte. Zuerst war es ein Vorschlag mit einer komplexen Gegenüberstellung und Analyse der Vorzüge verschiedener strategischer Planungsmodelle, die auf ganz unterschiedlichen Perspektiven fußten. Die Professoren meinten jedoch, dass das eher für eine Habilitation geeignet wäre – oder für mehrere -, es aber sicher zu aufwändig für eine Diplomarbeit sei.
Diese Ablehnung war Gold wert. Denn danach entschied ich mich dafür herauszufinden wie das Wahrnehmungssystem von Organisationen funktioniert. Dafür musste ich mich mit dem menschlichen Wahrnehmungssystem und damit dem menschlichen Gehirn und Bewusstsein befassen. Hier fing ich Feuer für die Themen, die mein Leben komplett veränderten und auch zu diesem Punkt mit diesem Artikel führten. Professor Bauer war so progressiv mir das Thema zu erlauben und hat mich stark unterstützt und gefordert meine eigenen Gedanken und Überlegungen einzubauen. Das war ungewöhnlich und für mich ungemein wichtig. Eigentlich galt an der Uni, dass deine eigenen Gedanken in einer Diplomarbeit nichts zu suchen haben. Ab dem Doktorat kannst du beginnen eigenen Ansätze einzubringen.
Der Punkt war aber, dass ich auf einmal als Wirtschaftsstudent über Neurowissenschaften, Tiefenpsychologie, Wahrnehmungspsychologie, etc. schrieb und entsprechend diese Bereiche zusätzlich über Literatur studieren musste. Und hier zweifelten dann doch eigentlich alle in meinem Umfeld, ob das so klug war, ob das überhaupt machbar und sinnvoll ist. Warum nicht eine 0/8/15 Diplomarbeit schreiben, wie alle anderen auch, um seinen Titel zu bekommen. Da ich nun bereits Feuer gefangen hatte und erkannte, dass große, spannende Erkenntnisse über den Menschen weniger in den Disziplinen als zwischen ihnen zu finden waren, konnten mich die Zweifel nicht mehr abhalten meinen Weg zu gehen. Das war ein Glück, da ich ja eigentlich zu dieser Zeit praktisch kein nennenswertes Selbstvertrauen hatte und durchaus verunsichert werden hätte können. Das hätte meinen Lebensweg massiv verändert.
Ab dem 23. Lebensjahr ging es für mich immer nach dem oben erwähnten Muster.
Was interessiert mich und was will ich in dem Gebiet erreichen?
→ Was muss ich dafür können?
→→ Wie kann ich es am besten erreichen?
→→→ Wie gehe ich das am geschicktesten an?
→→→→ Wer kann mir dabei hilfreich sein?
→ Was wäre darüber hinaus noch hilfreich zu können?
→→ Wie kann ich es am besten erreichen?
→→→ Wie gehe ich das am geschicktesten an?
→→→→ Wer kann mir dabei hilfreich sein?
Gleichzeitig blieb ich interessiert und achtete darauf, was mir auf meinem Weg so alles begegnete. Wenn mir Menschen begegneten, die mich faszinierten, dann genoss ich das zum Einen, aber ich frage mich auch manchmal, warum fasziniert mich die Person? Hat sie etwas, das mir fehlt bzw. was ich brauche, um voranzukommen? Hat es eine Wirkung auf meine Richtung? Usw.
Eines ist mir schon wichtig. Ich bin echt nicht einer der konsequentesten Menschen auf diesem blauen Planeten. Aber genau deswegen kann ich als Beweis dafür dienen, dass selbst moderate Nutzung der Erkenntnisse, die in der Humangravitation stecken, dafür sorgen, dass man das eigene Leben auf wunderbare Weise verbessern kann – man damit einfach zu seinem eigenen Leben finden kann. Der Rest ordnet sich ja dank dieser Urkräfte mehr oder weniger automatisch. Und wenn ich das kann, dann kannst du das schon lange!
Zum Schluss möchte ich noch ein wenig darauf hinweisen, was die Humangravitation für dich alles bewirken kann, wenn du bereit bist die drei beschriebenen Ebenen für dich zu entwickeln.
Du wirst die Menschen treffen, die du brauchst, um erfolgreich/glücklich zu werden.
Du wirst die Menschen schneller erkennen, die schädlich für dich sind.
Du wirst eine ganz neue, treffsichere Intuition für Menschen entwickeln.
Wichtige Menschen werden manchmal „aus dem Nichts“ auf dich zukommen.
Andere Menschen werden für dich mitdenken und dir einfach so helfen.
Du wirst eine ganz neue Qualität von „Wir“ erleben und fühlen
Du wirst deinen Weg viel klarer sehen und kraftvoller gehen können.
Dein Leben wird lebenswerter, bunter und substanzieller sein.
Du wirst weniger Missverständnisse und kaum mehr Streit erleben.
usw.
Wenn du eine wirklich starke und klare Ausstrahlung hast, dann hinterlässt du soviel Eindruck auf die Menschen, die mit dir in Kontakt kommen, dass du dich ihnen einprägst. So nehmen sie dich mit und erwähnen dich gegenüber anderen Leuten, wenn es um Themen geht, zu denen du ihnen imponiert hast. Und hier entsteht dann die echte Fernwirkung. Du bist damit in Interaktion mit Menschen, die du gar nicht kennst. Wie cool ist das denn! Gut ist es vor allem dann, wenn positiv oder gar begeistert von dir erzählt wird. Gerüchte und schlechte Nachrede kursiert schnell mal, wenn auch in aller Regel nur im Bekanntenkreis. Es schafft keine Fernwirkung, weil es niemanden interessiert, der die Person, über die da gerade negativ gesprochen wird, gar nicht kennt. Dieser Buschfunk ist tatsächlich dazu da, um zu verbreiten, wenn jemand etwas “Böses” getan hat. Wenn jemand die Werte bricht und damit den anderen vor den Kopf stößt, dann wird darüber gesprochen. Das ist ein nützlicher Mechanismus, solange er nicht mit Lügen und Übertreibungen gefüllt wird - wozu leider viele Menschen neigen.
Ich und du - wir konzentrieren uns aber darauf uns selbst so zu gestalten, dass wir die echte, positive Fernwirkung erzielen können. Sie ist wie eine Superkraft. Denn so sendest du weit in die Welt hinaus. Du sendest, wofür du stehst, was und wie du wirkst und was du brauchst, um noch mehr bewirken zu können. Du weißt ja, die Gravitation wirkt potentiell unendlich weit - ganz anders als alle anderen physikalischen Kräfte. Sind nicht auch schon Menschen auf dich zugekommen, die von deinen Freunden oder Bekannten von dir hörten und dich kennenlernen wollten? Es ist genial, wenn so etwas passiert und dann alle etwas Positives voneinander haben. Das ist dann gelebte und starke Humangravitation.
Ich hoffe unser Austausch hat dir etwas gebracht.
Auf deinem Weg wünsche ich dir viel Erfolg, viel Spaß und jede Menge großartiger Menschen!
On Ken, we're trying to figure out how the world works — through written conversations with depth and substance.