Als meine Mutter einst „Ve*#%ss dich!“ zu mir sagte und mich „Blöder Wi*#%er!“ nannte, ist es mir wieder mal passiert: Ihre Worte haben meine Gefühle gemacht. Wut, Aggression, Trauer und Verzweiflung kamen in dieser Konfliktsituation hoch. Meine Gefühle kamen offensichtlich von ihr! Von dem, was sie sagte – die blöde Kuh. 😉
Ja, in diesem Moment ist es mir mal wieder passiert: Ich bin auf die Illusion hereingefallen, wie meine Gefühle entstehen. Auf meinen eigenen Film. Der mal wieder täuschend echt aussah. Aber konnte das die Wahrheit sein? Woher kamen meine Gefühle in diesem Moment wirklich?
Ich lasse die Katze direkt aus dem Sack, okay? Meine Gefühle kamen von meinem Denken. So ist das: Sämtliche Gefühle, die ich erlebe, kommen davon, was ich denke. Anders gesagt: Alle Gefühle sind Gedanken.
Und ich verspreche dir: Das ist bei dir ganz genauso. Jetzt grade, wenn du diese Worte hier liest, kannst du das sogar beobachten. Vielleicht denkst du: „Was für ein Quatsch“, „Nein, das kann absolut nicht richtig sein“, „Verstehe ich nicht“, „Was für eine Zeitverschwendung, dieser Artikel hier auf Ken.“ Dann schau mal, ob du dich jetzt wohl oder unwohl fühlst. Bei mir führt solches Denken zu Gefühlen wie genervt oder gelangweilt sein, Rastlosigkeit, Enttäuschung oder innerem Druck.
Möglicherweise denkst du jetzt aber auch sowas wie: „Aha nur von meinem Denken kommen Gefühle“, „Wow!“, „Ist das möglich“, „Kann es so einfach sein?“, „Ich weiß nicht genau, aber ich will mehr wissen.“
Falls dich solche Gedanken beschäftigen, wie fühlst du dich dabei? In mir lösen sie Wohlsein aus – sowas wie Neugierde, Motivation und Inspiration. Vielleicht sogar ein bisschen Aufregung.
Wie auch immer: Ich bin überzeugt, deine Gefühle kommen nicht von diesem Beitrag hier auf Ken. Sondern von deinem Denken darüber. Und das ist immer so. In jeder Situation. Auch wenn es oftmals nicht danach aussieht. Ich bin fast 30 Jahre im Dunklen getappt, ohne zu sehen, dass meine Gedanken mein Erleben kreieren. Auch im Konflikt mit meiner Mutter war ich quasi blind – nicht nur blind vor Wut. Leider ist es heute zu spät, um meine Erkenntnis noch mit ihr zu teilen.
Du bist noch nicht überzeugt? Okay, schauen wir uns noch eine Situation an, die du vielleicht kennst: Du kommst nach Hause, willst deine Haustür aufschließen, aber bemerkst, dass dein Schlüssel nicht mehr in der Hosentasche ist. Oh Gott! Panik steigt in dir auf. Du fängst an zu schwitzen, durchsuchst hektisch alle Taschen und spielst im Kopf Szenarien durch, wo der Schlüssel sein könnte, wie du ihn verloren hast und was du jetzt machst. Und plötzlich spürst du das kleine Metall-Ding in deiner Gesäßtasche. Uhf! Welch Erleichterung! Du atmest entspannt aus, schließt kurz die Augen, lächelst und bist einfach erleichtert, dass er noch da ist.
Jetzt frag dich mal selbst: Hat der Schlüssel wirklich irgendetwas damit zu tun, wie du dich gefühlt hast? Kamen die intensiven Gefühlswogen – von Panik bis Erleichterung – von dem 5 cm langen Ding aus Metall? Und wenn ja: Müsstest du dich dann nicht immer gleich fühlen, wenn du diese Situation erlebst? Stell dir vor, du hast deinen Schlüssel schon zum 10 x „verloren“. Du stehst also vor der Tür, willst aufschließen, er ist weg – aber anstelle von Panik schmunzelst du nur. Das liegt nicht an deiner Erfahrung, dass du weißt, was du jetzt zu tun hast. Nein, es liegt einfach an deinem Denken im jeweiligen Moment. Von Schlüssel weg: „Mist, wo ist der? Verdammt, ich muss den sofort finden!“ (Stressgefühl). Über Schlüssel gefunden: „Ja zum Glück! Hier ist er. Ich habe ihn gefunden!“ (Erleichterungsgefühl). Bis hin zu Schlüssel mal wieder weg: „Oh, witzig ist mir schon wieder passiert. Unfassbar dämlich.“ (Gefühl der Freude).
Ja, es klingt vielleicht zu einfach – aber so einfach ist es. Und zwar immer. Oder sagen wir so: Immer dann, wenn du bemerkst, dass es so ist. Denn erstaunlich oft, fallen wir auf die Illusion herein, dass irgendjemand oder irgendetwas die Macht über unser Gefühlsleben hat. Dann sind unsere Gefühle wie Fähnchen im Wind. Und wir machen regelmäßig etwas im außen verantwortlich für unser Inneres. Ungefähr so, als wäre die Raupe in ihrem Kokon wütend auf das Wetter, weil sie sich noch nicht in einen Schmetterling verwandelt hat.
Als ich die Grundsätzlichkeit gesehen habe, dass meine Gefühle immer Hand in Hand mit meinen Gedanken gehen, war das eine unfassbare Befreiung. Als wäre mir innerhalb von einer Sekunde ein Rucksack beladen mit 20.000 Backsteinen von den Schultern gekracht. Denn wie oft habe ich mich über Arbeitskollegen, Freunde und besonders die liebe Familie aufgeregt. Habe Schuldzuweisungen verteilt und Lösungen gesucht – beides außerhalb von mir. Stets in der Annahme, wenn sich die Person, der Gegenstand oder die Situation ändert, verändert das auch mein Wohlbefinden. Pustekuchen.
Wenn du siehst, woher deine Gefühle wirklich kommen, kann dein Leben eine bisher ungeahnte Leichtigkeit erfahren. Nichts kann dich mehr wirklich aus der Bahn werfen, verletzen oder verärgern. Und schöner noch: Wenn es doch passiert, findest du schneller wieder zu dir zurück. In deine Kraft und zugleich in deine Lebens-Leichtigkeit. Und zwar immer dann, wenn du siehst: „Ah, ich fühle mich grade so und so, weil ich denke. Nur deswegen.“ Punkt. Mir passiert das manchmal mehrmals die Woche. Ja, sogar mehrmals am Tag! In großen wie in kleinen Situationen. Und dann bemerke ich: Die Realität ist immer freundlicher als alles Denken darüber.
Ist der Gedanke, woher deine Gefühle wirklich kommen, nicht ein erstrebenswerter? Ist er nicht die Chance auf ein entspanntes Gefühl? Die Chance darauf, dir viele Konflikte, schlaflose Nächte, Ängste und viel Stress zu ersparen? Stattdessen kannst du schöne und gute Gefühle klarer erleben. Und ich versichere dir: Vom schönen und guten Gefühl bist du immer nur einen Gedanken entfernt.
Du hast Fragen? Oder auch Feedback für mich? Dann schick mir gerne eine Nachricht: Du findest den passenden Knopf gleich hier drunter ⬇️. Ich freue mich, von dir zu lesen.
Bild von Daniel Reche auf Pixabay.
On Ken, we're trying to figure out how the world works — through written conversations with depth and substance.